Shakin Stevens – Greatest Hits & More Tour 2019
Montag, 18.11.2019 München, Tonhalle
Support: Keiner
Lange ist es her, dass der ehemalige Elvis-Imitator Shakin’ Stevens in München gastierte, über 30 Jahre, um genau zu sein. Ob dem Altmeister des Rock’n’Roll einfach nur die Bühnenluft fehlte oder eher der finanzielle Aspekt bei der Tour im Vordergrund stand, bleibt wohl sein Geheimnis. Wahrlich kein Schnäppchen waren die saftigen 70,- Euro Eintrittspreis für einen Künstler, der seinen Zenith schon um einige Jahre überschritten hat.
Dementsprechend überschaubar war auch die Anzahl der Fans in der Münchner Tonhalle. Trotzdem fanden doch der ein oder andere „Teddyboy“ nebst „Teddygirl“ in fast stilechtem Outfit ihren Weg nach München, um mit dem Held ihrer Jugend gemeinsam die Hüften zu schwingen.
Das Publikum wurde nicht lange auf die Folter gespannt: Nahezu pünktlich trat die neunköpfige Band auf die Bühne und ein paar Takte später auch der langersehnte „Shaky“, wie er liebevoll von seinen Fans genannt wird.
Mag es an der Location im Allgemeinen oder an dem nicht besonders gut abgemischten Sound im Besonderen gelegen haben, es gab reichlich schiefe Töne und gerade in der Mitte der Halle war die Musik oft viel zu laut und die Stimme von Stevens ging komplett unter.
Mit seinem sexy Hüftschwung und dem verschmitzten Lächeln brach „Shaky“ in den 80ern unzählige Mädchenherzen, wenn er wie ein Wirbelwind über die Bühne fegte. Doch viel war nicht mehr von dem ehemaligen Frauenschwarm übrig. Das verschmitzte Lächeln blitzte ab und zu noch durch, dafür hatte die Körpermitte doch schon einiges an Beweglichkeit eingebüßt. Mag es an seinem Herzinfarkt vor vielen Jahren gelegen haben oder der Tatsache geschuldet sein, dass es nicht viele Künstler gibt, die in diesem – zugegeben hohen – Alter noch wirklich die Bühne rocken können. Es kann eben nicht jeder wie Peter Kraus mit Mitte 70 noch die Rampensau geben.
Die teils weit gereisten Fans hatten jedenfalls keine Probleme, die Show zu ihrem Abend zu machen. Während im ersten Teil des Auftritts viel Wert auf weniger bekannten Stücke gelegt wurde, gab es in der zweiten Hälfte dann die Hits, die auch jeder kannte und mitsingen konnte. Dass dem einen oder anderen Rock’n’Roller mit den Jahren das Taktgefühl abhanden gekommen war, störte die tanzwütigen Mittfünfziger wenig. Ebenfalls seltsam muteten die schlecht zusammengestellten Videoeinspielungen auf der Leinwand hinter der Bühne an. Man fragte sich, was der Künstler damit zum Ausdruck bringen wollte. Die wenigen Erklärungen von Stevens fielen oftmals leider dem für unsere Ohren nahezu unverständlichen Englisch mit starkem Waliser Akzent zum Opfer.
Einen durchweg überzeugenden Auftritt bot die Band. Dabei war der herausragende Saxophonist, welcher auch die Mundharmonika virtuos spielte, ebenso ein Highlight, wie die Klaviersoli eines anderen Bandmitgliedes.
Für Freunde des alten Sounds war es sicherlich ein Hochgenuss, ihrem Idol der Jugend noch einmal zum Greifen nah gekommen zu sein und zu Ohrwürmern wie „Marie Marie“, „Oh Julie“, „Green Door“ oder „This Ole House“ das Tanzbein zu schwingen. Ob das Konzert im Ganzen, trotz gut 100 Minuten Programm, den gesalzenen Eintrittspreis wert war, durfte jeder für sich selbst entscheiden.
(Text+Fotos: Kirstin Dittrich)