GAAHLS WYRD & TRIBULATION – Northern Ghosts Tour 2019

Location: München, Backstage Halle
Support: UADA, IDLE HANDS

Wenn die Geister des Nordens sich zu einer Co-Headline-Tour zusammenschließen, ist es kein Wunder, dass das Backstage Werk schon vor sieben Uhr so proppenvoll ist, dass man sich nur noch unelegant nach vorne quetschen kann.

Den Auftakt machten IDLE HANDS, die trotz früher Stund‘ schon überraschend viele Hardwurstknüppler in die Backstage Halle lockten, doch auch nach den ersten Klängen bereits in irritierte Gesichter schauten. Das Debütalbum der Herren aus Oregon ist für Mai angesetzt und dafür, dass die Band kaum zwei Jahre Existenz auf dem Buckel hat, könnten die Jungs bereits ein hohes Level an Professionalität an den Tag legen – nur leider war die Mischung aus Heavy Metal und Goth Rock mit zahlreichen The Cure-Huldigungen doch eine Spur zu weit ab vom Schuss für die Münchner Black Metal Gemeinde. Mit höflichem Applaus quittierte man die acht dargebotenen Tracks, doch Tränen wurden auch keine vergossen, als die Amerikaner sich nach ihrem Set verabschiedeten. Eine Band mit Potenzial, die hier auf dieser Tour doch irgendwie fehl am Platze zu sein schien.

Denn der Umschwung zu ihren Landsmännern von UADA hätte krasser nicht sein können. Obwohl die vermummten Kapuzenmänner erst zwei Alben ihr Eigen nennen können, hat sich unlängst ein gewaltiger Hype um sie gebildet und auch wenn manche mit der Aussage „amerikanische Copycats von Mgla“ die Nase über sie rümpfen, könnte das Gespann nun endlich auch live eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass sie mehr sind als das. Obwohl die Fotografen unter dem Gegenlicht und den komplett verhüllten Schwarzmännern zu leiden hatten, fiel doch rasch auf, wie es Uada gelang, ohne die Hilfmittel der Mimik und lediglich schwarzen Schatten sofort das Publikum in ihren Bann zu reißen. Pure Energie traf auf pflügende Extreme Metal Hymnen. Leider litt die Leadgitarre mit ihren eigentlich unschlagbar melodischen Kurzmomenten an dem Klangbrei der Halle und ließ die Songs weit eintöniger klingen als sie es auf Platte sind. Speziell dem eigentlich so genialen ‚Snakes And Vultures‘ fehlten die atmosphärischen Gitarrenparts in den instrumentalen Passagen, doch darüber ließ sich anhand der Wucht, mit der Uada den Song jedem um die Ohren hauen, getrost hinweg sehen. Der Hype ist definitiv verdient.

Schon oft wurden an dieser Stelle die Schweden von TRIBULATION in den Himmel gelobt. Und das auch zurecht. Denn egal, ob man sie liebt oder dem dämonischen Elfentanz nichts abgewinnen kann, mit ihren jungen Jahren hat das Quartett sich längst eine Nische erspielt, aus der sie garantiert niemand mehr so schnell vertreiben kann. Auch hier leidet leider der Sound, doch mit Fokus auf den Songs der neuen Scheibe „Down Below“ verwandeln die Jungspunde aus Arvika die weihrauchbetränkte Bühne sofort in ein seltsam morbides Theater, in dem sich rauer Death Metal mit vampiristischen Gothic Elementen, starker Schminke und natürlich Jonathan Hultén unvergleichlichem Getanze vermengen. Sicher, die true Black Metal Fans, die sich für GAAHL bereits vor der Bühne versammelt haben, leiden gewaltig, denn nichts, aber auch gar nichts ist an TRIBULATION konventionell und genre-treu. Doch selbstsicher und dämonisch besessen wüten die androgynen Gestalten sich durch ‚The Motherhood Of God‘ und den neuen Publikumsliebling ‚Nightbound‘, hebeln Raum und Zeit aus ihren Angeln in ihren langen Instrumentalsongs und präsentieren eine geisterhaft-bizarre Show, wie sie sonst keine andere Band liefert.

 

 

Das Niveau, das Headliner GAAHLS WYRD zu tragen hat, ist dementsprechend in rasante Höhen geschraubt. Kann er es halten? Nun, die beiden Bands miteinander zu vergleichen wäre absurd, bewegen sie sich nicht nur stilistisch in völlig unterschiedlichen Gewässern, sondern liefern auch eine völlig unterschiedliche Bühnenshow. Das wilde Gehopse weicht majestätischer Stille – wie ein Fels betritt der norwegische Frontmann die Bühne, spart sich wie immer jegliches Headbanging oder theatralische Posen, und schreit erhaben und stolz die Tracks von seinen früheren Bands Gorgoroth, Godseed und Trelldom, präsentiert jedoch auch die ersten Songs des anstehenden Debütalbums seines neuen Projekts.

Somit kamen sowohl die Old School Black Metaller als auch die aufgeschlossenen Genossen der jüngeren Generation bei dieser „Northern Ghosts“-Tour auf ihre Kosten und auch wenn die Stile sich teilweise sehr stark unterschieden, bewies doch jede Band des Abends ihre eigene Qualität.

(Text: Anne Swallow)

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