Nachdem elf Konzerte schon Geschichte waren und ich nicht mehr damit rechnete, war es mir doch noch vergönnt, die letzten beiden Shows der Tour zu sehen.
So sprang ich am Freitag, den 23.03.2018, nach der Arbeit direkt in meine Karre und donnerte Richtung Salzburg und ich lief im Rockhouse ein, ca. fünf Minuten bevor Goatwhore ihr Set starteten.
Gorka war schon vor Ort und die Wiedersehensfreude war groß. Nicht nur bei ihm sondern auch bei TA, dem Bassplayer von Goatwhore. Dies beruhte auf Gegenseitigkeit, haben sich die Amis doch mit jedem Gig immer mehr in mein Herz gespielt.
Und wie immer starteten Goatwhore furios. Ben röhrte sich die Seele aus dem Leib, Sammy und TA schredderten als gäbe es kein Morgen und Zack verdrosch seine Felle nach Strich und Faden. Leider war der Laden nicht einmal bis zur Hälfte gefüllt und auch die Begeisterung hielt sich in Grenzen, im Gegensatz zu vorangegangen Shows, auch wenn Richtung Schluss ein wenig Bewegung in den lahmen Haufen vor der Bühne kam. Dies erinnerte mich an die Show in München, kommen doch die Bajuwaren auch immer schwer in die Hufe.
Doch Goatwhore ließen sich davon nicht beeindrucken und holzten sich brachial durch ihr Set. Vor allem Ben war kaum noch auf seinem Showcase zu halten. Immer öfter stellte er sich auf seinen Gipsfuß und grinste dabei diabolisch in die Menge.
Bei Obscura wurde es etwas voller in der Halle und die Fans zeigten einiges mehr an Begeisterung als bei Goatwhore. Als die Jungs von Obscura erzählten, dass sie eigentlich zur Hälfte aus Österreichern bestehen und ihren Proberaum in Hallein haben, hatten sie die Meute komplett im Sack. Technisch, wie immer kaum an Perfektion zu überbieten, frickelten sie sich durch ihren Gig und die langen Matten kreisten auf und vor der Bühne.
Bei „Centric Flow“ ließen sich die Fans sogar zum 80er Jahre-Stadion-Mitklatsch-Teil hinreisen. Zwar hätte etwas mehr Enthusiasmus der Metalheads nicht geschadet aber immerhin kam so doch noch etwas Bewegung in das Rockhouse.
Als Sepultura die Bühne enterten wurde es richtig kuschelig in dem Laden und das bis dahin zurückhaltende Publikum mutierte schlagartig zu einer hochexplosiven Meute. Mit „I’m The Enemy“, „Phantom Self“, „Kairos“ und „Territory“ packte das Quartett wieder die Thrashkeule aus und man sah überall rotierende Nackenmuskeln und auch im Circle Pit wärmten sich die Metalheads schon kräftig auf.
Zwanzig Jahre Derrick Green in Sepultura wurde mit „Against“, „Choke“ und „Boykott“ gehuldigt. Derricks Aufforderung „Are you ready to bow down the Machine Messiah“ kamen die Schädelschwinger gerne nach und füllten ihre Energiereserven beim anschließenden “Iceberg Dances” wieder auf. Nach „Inner Self“, „Refuse/Resist“ und „Arise“ verließ das Quartett kurz die Bühne.
Sepultura–Sepultura und Rufe nach einer Zugabe schallten durch das Rockhouse und die Jungs kamen zurück auf die Bühne und brachten einen Gast mit. Axtschwinger Sammy Duet von Goathwore zockte mit den Brasilianern zusammen „Troops of Doom“ und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd. Mit „Slave New World“, „Ratamahatta“ und dem ewigen Rausschmeißer „Roots“ ging ein verhalten startender Konzertabend einfach grandios zu Ende.
Nach der Show trafen Gorka und ich Sammy und dieser erzählte uns von seinem Auftritt. Sammy war so aufgedreht und freute sich wie ein kleines Kind. Er erklärte uns, dass er den ganzen Tag nüchtern blieb um auch ja keinen Fehler zu machen und dass ihm Hände und Knie zitterten, als er mit Sepultura gemeinsam auf der Bühne gestanden hatte. Zur Beruhigung kippte er sich während unseres Gespräches einiges Hochprozentiges hinter die Binde. Herrlich – diese Jungs muss man einfach lieben!
Die letzte Etappe führte mich ins Heidi-Land nach Solothurn. Ich war gespannt auf die letzte Show, denn bei vergangenen Touren wurde immer mit allen Bands zusammen gejammt…
Das Kofmehl in Solothurn war gut gefüllt als Fit For An Autopsy zum ersten Rundumschlag ansetzten. Die Deathcorer holten noch einmal alles aus sich heraus und konnten die ersten Schädelschwinger für sich verbuchen. Bevor sie mit „Black Mammoth“ ihr Set beendeten bedankten sich die Jungs bei allen Bands und vor allem bei der Sepultura Crew welche immer hervorragende Arbeit leistete. Und dies stellte die Crew auch direkt noch während des letzten Songs unter Beweis. Sie stürmten lachend auf die Bühne und begannen mit dem Abbau. Anfangs leicht irritiert ging dann mit viel Spaß der letzte Aufritt von Fit For An Autopsy bei dieser Tour zu Ende.
Jetzt war ich natürlich doppelt gespannt, was die Crew bei Goathwhore auf Lager hatte. Das Quartett ließ von Anfang an ordentlich „Luzifer“ von der Leine und in der mittlerweile gut gefüllten Halle sah man immer mehr Haare fliegen. Ben hielt es kaum noch auf seinem Showcase und die Jungs knüppelten sich mit einer wahnsinnigen Energie durch ihr Set. TA am Bass ist ein wahres Monster und Frontgrunzer Ben ist eh eine Klasse für sich, genau wie Saitenhexer Sammy. „Under The Flesh, Into The Soul“, “Vengeful Ascension”, “Mankind Will Have No Mercy” oder “Chaos Arcane” knallten heftigst aus den Boxen und bei “Apocalyptic Havoc” stellten noch einmal alle ihre Qualitäten unter Beweis. Wie immer wurde mit „FBS” das Ende ihres Sets eingeläutet.
Nicht Satan sondern die Sepultura Crew enterte die Bühne. Dante, Mr. Kissers Guitar Tech, mit einem verbundenen Bein und auch der langmähnige Sepultura Sound-Guy Bart Vennekens holperte mit einem Verband am Bein über die Bretter, quetschte sich neben Ben auf’s Showcase und die beiden ließen mit einem breiten Grinsen im Gesicht ihre langen Matten fliegen und die „Gipsbeine“ wippen, während im Hintergrund die Jungs von Fit For An Autopsy Bens Krücken gen Hallendecke reckten und auf der Bühne herumalberten.Was für ein geiler und perfekter Abschluss für die sympathische Truppe.
Obscura wurden im Kofmehl fett abgefeiert und lieferten einen hervorragenden Auftritt. Die Perfektion, mit welcher das Quartett Abend für Abend zu Werke ging, war einfach unglaublich. Hier saß jedes messerscharfe Riff und Fronter Steffen Kummerer grunzte sich jedes Mal in einen wahren Rausch. Man merkte, dass die Chemie zwischen den Bandmitgliedern, welche seit mittlerweile 2 Jahren ein stabiles Line-Up bilden, stimmte.
Auch für Obscura hatte die Sepultura Crew wieder einen Gag auf Lager. Hier wurde beim letzten Song mit großen Strohbesen die Bühne gestürmt und gekehrt. Auch Fit For An Autopsy schwangen den Besen und bescherten Obscura einen lustigen „Kehraus.“
Sepultura starteten wie immer gewaltig mit „I’am The Enemy“ und im Publikum fing es direkt an zu brodeln. Einzig der Sound in den vorderen Reihen war mehr als unterirdisch. Derricks Stimme ging zum Teil komplett unter, doch konnte dies die verdammt geile Stimmung im Kofmehl nicht trüben.
Schlag auf Schlag servierten die Brasilianer Hits wie „Kairos“, „Territory“, „Against“, „Choke“ oder „Boykott“. Es wurde gebangt und gemosht als gäbe es kein Morgen. Matten kreisten und der Schweiss floss in Strömen. Auch bei der letzten Show strotzte das Quartett vor Spielfreude und zeigte keine Ermüdungserscheinungen.
Bei „Machine Messiah“ und „Iceberg Dances“ wurde wieder kurz das Tempo gedrosselt, bevor es mit „Inner Self“, „Refuse/Resist“ und „Arise“ noch einmal ordentlich auf die Fresse gab.
Als Sepultura die Bühne verließen, kochte es immer noch im Saal und Rufe nach einer Zugabe wurden immer lauter. Es herrschte eine wahnsinnige Energie in der Halle und die Brasilianer kamen unter lautem Jubel zurück. Mit „Slave New World“ und „Ratamatta“ wurde der letzte Teil der Tour eingeläutet. Bei „Roots“ flog ein Basecap auf die Bühne, Mr. Kisser setzte sich dieses auf die lange Matte und schwang die Axt.
Alle Bands und Crewmitglieder kamen noch einmal auf die Bühne und ließen zusammen mit den Metalheads die rosarote Kuh fliegen. Was für ein gewaltiger Abschluss der Tour.
7000 Kilometer und 13 Städte – die „Machine Messiah Tour“ wird noch lange in Erinnerung bleiben. Schon im letzten Jahr zusammen mit Kreator gab es viele tolle Momente. Doch auf dieser Tour passte einfach alles, vor allem die fantastische, relaxte Stimmung zwischen den Bands machte jede Show einzigartig und ließ immer wieder auf’s Neue die Vorfreude steigen.
Mein besonderer Dank geht an meine Freundin und Kollegin Marion (Danke das Du mich/uns auf einem Teil der Tour begleitet hast ) und an Gorka Rodrigo (Ich liebe es mit Dir auf Tour zu gehen. Danke für die vielen lustigen Momente besonders unser Abend in Danzig und alles was Du und Master Kisser für mich getan habt. Das werde ich NIE vergessen)
Cat Cooke von Purple Tour Management , Hammer Concerts Ungarn und Knock Out Production Warschau für die Unterstützung. Danke an Fit For An Autopsy und Obscura (hier besonders an Bassist Linus) für die geilen Support Shows.
Ein ganz besonderer Gruß geht an Goathwhore (TA und Sammy – ihr seid einfach die Besten) und hier vor allem an Ben (You can break his leg but you can’t break his will) welcher nach einem Unfall in Italien mit gebrochenem Bein die Tour gnadenlos durchzog. RESPEKT, Mann! Danke an die Sepultura-Crew für die perfekte Arbeit jeden Abend und natürlich DANKE an die beste Band der Welt – Sepultura für die Shows, die Musik und die Energie.
Wir sehen uns im Sommer!
(Text: Sandra Baumgartl / Fotos: Gorka Rodrigo + Marion Skowronski + Sandra Baumgartl)