CHRONICAL MOSHERS Open Air – Samstag, 08.06.2019

Der zweite Tag beim CMOA startete wie der erste geendet hatte: feucht-fröhlich. Der Himmel öffnete in der Früh kurz seine Schleusen; pünktlich zu Konzertbeginn war es dann aber wieder trocken und der Party stand nichts mehr im Weg.

Während sich der Großteil der Metalfans in den Zelten noch mit dem fiesen schwarzen Tier namens Kater herumplagte, eröffneten CASHLEY den Metal-Marathon am Mühlteich. Die Combo spielte unverwechselbaren Rock’n’Roll und ließ Johnny Cash, Elvis oder Nirvana im komplett neuen Rockabilly-Soundgewand auferstehen. Eine coole Mischung, die einfach Spaß brachte.

Bei DEMONDRIVER fanden sich einige Camping-Zombies im Zelt ein und gaben sich die Heavy Metal Dröhnung, um den Restalkohol aus den Knochen zu schütteln. DEMONDRIVER spielten straighten Heavy Metal mit starken Texten und fetten Gitarren, die sich direkt im Ohr festsetzten. Shouter „Iceman“ setzte dem Ganzen mit seiner Accept/AC/DC geschwängerten Stimme und seinem gekonnten Posing die Krone auf.

Das komplette Gegenteil von DEMONDRIVER waren die nun folgenden INTO DARKNESS. Das Trio pflügte mit einem Affenzahn durch das Set und ballerte Blastbeatattacken in das Zelt, dass einem schwindelig wurde. Kurze trockene Ansagen von Grunzer Sebastian „Sebastard“ Längerer und schon ging es weiter, um den nächsten Geschwindigkeitsrekord zu brechen.

Thrash Metal funktioniert normalerweise voller Wut und Aggressionen direkt auf die Fresse. Und dann kamen GODSLAVE und zeigten, dass auch wahre Frohnaturen den Thrash Metal authentisch und mit einem Augenzwinkern in die Lauscher der Fans drücken konnten. Messerscharfe Riffs, feinste Speedgranaten und ein Schreihals, welcher hohe Vocals und tiefe Growls gleichermaßen auf die Reihe bekam. Fannähe wird bei GODSLAVE großgeschrieben und so sprangen die Jungs einfach von der Bühne und tigerten quer durch das Zelt, posten zusammen mit den Fans, ohne dabei auch nur einen schiefen Ton zu spielen oder zu singen. Respekt. Das war ganz großes Kino und GODSLAVE hätten wirklich einen Platz im letzten Drittel des Line-ups verdient. Vielleicht beim nächsten Mal.

Mit Female-Fronted-Death-Metal-Bands ist das immer so eine Sache: Entweder sie treten gewaltig in den Arsch oder driften ab ins Lächerliche. Bei ALTAR(EGO) war ganz klar ersteres der Fall, was sich auch im mittlerweile gut gefüllten Zelt zeigte. Die zierliche Janneke de Rooy brüllte sich die Seele aus dem zarten Leib und ließ manchem Metalhead mit ihren tiefen Growls das Blut in den Adern gefrieren.

Nach diesem starken Abriss wurde dann Satan wieder stilecht gehuldigt. Auf der Bühne wurde ein Altar mit Kerzen und allem Pipapo aufgebaut inkl. Räucherwerk, welches ständigen Kotzreiz verursachte. ATTIC verstanden es gekonnt, die große Show auf die Bühne zu bringen. Doch auch musikalisch, angelehnt an Mercyful Fate oder King Diamond, ließen die Gelsenkirchener für Freunde dieses Genres keine Wünsche offen.

Richtig fett geprügelt wurde auch bei den Italienern von HIDEOUS DIVINITY. Brutaler technischer Death Metal, welcher musikalisch komplex und doch abwechslungsreich zwischen groovigem, stumpfem Geknüppel und melodischen, atmosphärischen Tracks daherkam. Freunde von technisch perfekt gespieltem Death Metal gerieten hier komplett aus dem Häuschen.

Als die Grindcore-Operationskünstler von HAEMMORHAGE die Bühne enterten, wurden den Fans die Gedärme ordentlich durcheinander geschleudert. Komplett blutbesudelt, abgedreht und durchgeknallt tobte Schreihals Luisma über die Bühne. Das Gekeife fräste sich wie eine Knochensäge durch den Schädel und die Pathologen referierten über Ausscheidungen aller Art. Keine Ahnung, welches Kraut der Typ raucht, aber das Zeug knallt ordentlich. Ob Opfer oder Chirurg mit Skalpell – die Metalheads brachten Leben ins OP-Zelt mit Moshpits und rotierenden Nackenmuskeln. Die Notfall-Ambulanz HAEMMORHAGE immer in Rufweite.

Bei DECAPITATED ging es dann wieder um einiges grooviger zur Sache. DECAPITATED kamen ca. 15 Minuten zu spät auf die Bühne, da für Marduk das Drumset noch aufgebaut werden musste. Hinter der Bühne kam es deshalb zu einigen heftigen Diskussionen, aber die Polen pflügten trotz allen Ärgers professionell durch ihr Set und ließen sich nicht aus dem Konzept bringen. Shouter Rafał Piotrowski brüllte seinen Frust in die Welt hinaus und ließ die langen Dreads fliegen.

Wenn wenig Licht und viel Nebel auf der Bühne wabert, dann sind MARDUK nicht weit entfernt. Shouter Mortuus und seine Recken setzten direkt zum allgemeinen Vernichtungsschlag an und fielen mit ihrem brutal-intensiven Geschredder in die Idylle am Mühlteich ein. Mit ihrem kompromisslosen Black Metal ließen MARDUK die Schädelschwinger steil gehen und hinterließen nichts als verbrannte Erde.

Anschließend kam das polnische Death-Metal-Geschwader von VADER an die Reihe, das CMOA in Schutt und Asche zu legen. Fronter „Peter“, mittlerweile mit komplett weißer Matte, ließ mit einem fetten Grinsen im Gesicht keinen Zweifel an der Spielfreude, welche die Band auch nach mehr als 35 Jahren an den Tag legte. VADER lieferten das ultimative Death-Brett, um sich die Rüben vom Gestell zu schrauben.

Wer jetzt immer noch nicht genug hatte, den katapultierten ENFORCER zurück in die Zeit der NwoBHM. Und auch einen Touch 80er brachten die Schweden mit ihren Spandex-Hosen und Fönfrisuren an den Mühlteich. Obwohl das Zelt nicht mehr ganz so voll wie bei MARDUK oder VADER war, brachte das Quartett die Meute ein letztes Mal in Wallungen. Mit gekonnten Posen und spielerisch perfekt bescherten ENFORCER dem CMOA ein würdiges Ende.

Das CMOA ist ein kleines, aber feines Metal-Festival mitten im Nirgendwo, perfekt organisiert mit viel Herzblut vom Chronical Moshers e.V. Wer große Festivals scheut, der ist beim CMOA bestens aufgehoben. Faire Preise, eine tolle Organisation und durch die Bank freundliche Helfer machen das CMOA zu dem, was es ist: ein Festival von Fans für Fans.

DANKE Chronical Moshers e.V. für die Einladung und all das, was ihr auf die Beine stellt. Wir sehen uns nächstes Jahr auf jeden Fall wieder. Den Termin 12.06 . bis 13.06.2020 notieren wir ganz fest in unserem Kalender. Denn wenn Festival – dann ist das CMOA unsere erste Wahl!!!

Text+Fotos: Sandra Baumgartl

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