Die 17. Ausgabe des CMOA Open Air ist Geschichte und rund um den Mühlteich ist wieder idyllische Ruhe eingekehrt. Vom 07. bis 08.06.2019 genossen Fans und Bands die lockere und gemütliche Atmosphäre des kleinen und mit viel Herzblut organisierten Festivals.
Ein paar Getränke- und Fressstände, ein Merchandise- und ein großes Zelt, in welchem die Konzerte stattfanden, Biertische und -bänke unter schattenspendenden Bäumen – mehr braucht es nicht, um einen Metaller glücklich zu machen. Auf das Wesentliche reduziert ist es genau das, was die Fans an dem kleinen familiären Festival schätzen.
Als Opener auf einem Festival zu spielen, ist in der Regel eine undankbare Aufgabe, frönen unzählige Metalfans um diese frühe Uhrzeit meist dem „Easy Living“ auf dem Zeltplatz. Doch YARDFIELD COLONY meisterten diese Herausforderung mit Bravour. Pünktlich um 16.15 Uhr enterten die Erzgebirgler die Bühne, um den zahlreich anwesenden Metalheads ein fettes Death-Brett durch die Lauscher zu drücken. Dabei wurde das Quintett lautstark von den Fans und dem eigenen Fanclub, den YARDFIELD COLONY Ultras, unterstützt und bei einem Song auch von Schreihals Halsschneider von ATOMWINTER.
In den angenehm kurzen Umbaupausen von ca. 20 Minuten blieb jedoch genügend Zeit, die Getränkestände zu frequentieren, um bei sommerlichen Temperaturen der Dehydrierung vorzubeugen. Denn schweißtreibend ging es mit TRAITOR weiter. Die vier Jungs brachten mit ihrem Old School Thrash Metal schon einige Haare zum Fliegen und die Nackenmuskeln auf Betriebstemperatur. Knackige Riffs und fette Hooks erinnerten an die frühen Exodus, Metallica oder Kreator und ließen jedes Thrasher-Herz schneller Wummern. Die vier Schwaben gingen alles andere als sparsam zur Sache und konnten mit Sicherheit an diesem frühen Abend einige neue Fans für sich verbuchen.
ATOMWINTER muss man wohl niemandem mehr vorstellen. Die Jungs wühlten sich unaufhaltsam aus dem Untergrund hervor. Mit jedem Gig wächst die Fangemeinde der Göttinger. Kein Wunder, denn Frontgrunzer Olle Halsschneider ist die geborene Rampensau. Mit tiefen Growls und ordentlich Druck von der Axtfraktion rumpelten ATOMWINTER im mächtigen Mid-Tempo durch ihr Set. Olle fegte wie ein Karnickel auf Dopamin über die Bühne und streckte immer wieder seinen geilen „Lecklappen“ den Fans entgegen und der Vierer kredenzte feinstes Todesblei.
Anschließend zogen die Amis von NUNSLAUGHTER eine blutige Schneise durch das CMOA und machten keinen Hehl daraus, dass sie alle Christen hassten. Mit ihrem kompromisslosen Geprügel und einer brutalen Mischung aus Death und Thrash Metal befeuerten NUNSLAUGHTER immer wieder kleine Moshpits und ballerten einen kurzen knackigen Song nach dem anderen in die wilde Meute.
Bei THE COMMITTEE ging es optisch in die Schiene von den Genrekollegen von Mgła oder Groza. Schwarze Klamotten, vermummte Gesichter und viel Nebel und wenig Licht unterstrichen die düstere Erscheinung. Auch wenn es kaum Bewegung auf der Bühne gab, zogen THE COMMITTEE mit ihrem Sound immer mehr Fans in das Zelt. Shouter Igor keifte sich die Seele aus dem Leib. Fette Riffs mit doomigen Anleihen ließen die Schädelschwinger steil gehen und nach dem Set ertönten immer wieder laute Rufe nach einer Zugabe.
Wenn Backstage fleißig „Blut“ gegurgelt und verschmiert sowie die Schlachterschürze geschnürt wurde, konnte dies nur bedeuten, dass die schwäbischen Metzger von DEBAUCHERY im Anmarsch waren. Als wären sie direkt einem Splattermovie entsprungen, bescherten DEBAUCHERY mit groovenden Death-Metal-Walzen den Fans ein Tieftonmassaker vom Feinsten und die Zuschauer ließen die langen Matten fliegen.
Nach den Fleischergesellen legten die Hardcore-Veteranen von PRO PAIN in Sachen Druck noch eine Schippe drauf und ließen ordentlich Dampf ab. Obwohl schon fast drei Jahrzehnte im Geschäft, sind PRO PAIN live immer noch eine Bank. Brüllwürfel Gary Meskil röhrte, als gäbe es kein Morgen. PRO PAIN pflügten mit brachialer Gewalt und sichtlich viel Spielfreude über die Bühne und walzten alles platt. Von Ermüdungserscheinungen bei den Urgesteinen keine Spur.
Wer jetzt immer noch nicht genug hatte, der mobilisierte die letzten Kräfte, als EXUMER gegen 00:30 Uhr zum finalen Abriss starteten. Warum EXUMER den Sprung in die Thrash-Oberliga nie so ganz geschafft haben, bleibt ein Rätsel. Mächtige Stampfer mit Headbang-Garantie ließen die Hessen im Akkord vom Stapel. Messerscharfe Riffs und eingängige Refrains brachten den Mob ein letztes Mal zum Toben. Gemeinsam mit EXUMER ließen die Metaller beim kollektiven Abschädeln noch einmal die Sau raus, bevor gegen Viertel vor zwei dann endgültig Schluss war.
Viel Zeit zum Ausruhen blieb nicht, denn am späten Vormittag ging es dann schon wieder weiter. Der frühe Vogel….. Na, ihr wisst schon.
Text+Fotos: Sandra Baumgartl