Steel Panther – Lower The Bar Tour 2018
Dienstag, 06.02.2018 München, Zenith
Support: Fozzy
Am Dienstag, den 06.02.2018 konnte man schon an der Einlassschlange und den schrillen Outfits der Fans erkennen, dass im Münchner Zenith nur Glam Metal auf dem Programm stehen konnte. Hautenge bunte Leggings oder gestreifte Spandex-Hosen treffen auf toupierte Dauerwellen und jede Menge Make-up in Männervisagen. Wer dachte, dass es derartige Modesünden nur in den Achtzigern gab, der wurde eines Besseren von den stilsicheren Steel Panther-Fans an diesem Abend belehrt.
Die Glam-Party eröffnete Kraftprotz Christopher Keith Irvine mit seiner Band Fozzy. Besser bekannt ist Irvine wohl den Wrestling-Fans unter seinem „Ringnamen“ Chris Jericho. In den Jahren 2005 bis 2007 sowie 2010 bis 2011 unterbrach Jericho sogar seine Wrestling-Karriere, um sich ganz der Musik zu widmen. Auch wenn Fozzy den Münchner Fans ordentlich einheizten, konnten weder das mit bunten Lämpchen verzierte Glitzerjäckchen noch eine Coverversion von Abbas „SOS“ über den eher ernüchternden Gig hinweghelfen.
Egal – den Fans schien es zu gefallen, schallten doch immer wieder „Fozzy, Fozzy“-Rufe durchs Zenith. An den spielerischen Qualitäten der Band gab es nix zu mäkeln, gehen doch bei Fozzy neben Chris Jericho noch andere bekannte Gestalten zu Werke. Gitarrist Rich Ward schwang schon bei Stuck Mojo die Klampfe und Bassist Jeff Rouse tobte mit Duff McKagan’s Loaded über die Bühne.
Während die vielen weiblichen Fans in den vorderen Reihen ihre einschlägigen Attribute, Silikon sei Dank, noch ins rechte Licht rückten, enterten Steel Panther unter lautem Kreischen die Bühne. Mit „Eyes Of A Panther“ brachten die Kalifornier Leben in die Bude. Sänger Michael Starr und Gitarrist Satchel machten schon während der ersten beiden Songs ihre Groupies klar, während Bassist Lexxi Foxx die meiste Aufmerksamkeit seinem Aussehen und seinem Lipgloss widmete.
Bei „Asian Hooker“ holten Steel Panther eine niedliche Asiatin auf die Bühne, die im knappen Outfit mit der Band auf Tuchfühlung ging. Im späteren Verlauf der Show wurde bei „17 Girls in a Row“ ein Vielfaches an teilweise blankziehenden Girls auf die Bühne gebeten. Warum ausgerechnet diese vier Typen mit der Make-up-Palette eines Visagisten so viele Girls zu wahren Kreischorgien hinreißen und auch noch feuchte Höschen bescheren, mochte sich den meisten Anwesenden wohl nicht erschließen.
Musikalisch hätte das Quartett zwar einiges zu bieten, wenn man nicht unbedingt auf die Texte, welche sich hauptsächlich unter der Gürtellinie abspielen, achtet. Doch Steel Panther ließen an diesem Abend kaum Musik hören, dafür verdammt viel Gelaber, das sich fast ausschließlich um Sex drehte. Gefasel über Schwanzvergleiche, Muschi-Leck-Orgien, Blow Jobs oder darüber, dass München die geilsten Weiber habe, ließen Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ vor dem geistigen Auge zum Leben erwachen. Dies mag ja am Anfang alles ganz witzig sein, doch ab Mitte der Show ging einem das sinnfreie Geschwafel total auf den Sack. Der „Nicht-Die-Hard-Fan“ schoss sich spätestens zu diesem Zeitpunkt komplett die Lampen aus, denn anders konnte man das Gesülze kaum noch ertragen.
Wer Steel Panther einmal live gesehen hat, der tut sich dies wohl kein zweites Mal an. Irgendwann ist auch die witzigste Glam/Hair-Metal-Parodie ausgelutscht und die immer gleichen Witze zünden einfach nicht mehr. Dies merkte man auch an den Zuschauerzahlen im Zenith. Nur ca. 2000 Fans fanden den Weg nach Freimann und dies lag nicht nur an den eisigen Temperaturen an diesem Abend.
An Steel Panther scheiden sich die Geister: Die einen finden die Band heiß, für den anderen ist sie der reinste Scheiß. Deshalb sollte sich jeder sein eigenes Bild von den Glam Rockern machen und einen Gig besuchen. Wer jedoch die musikalische Seite von Steel Panther schätzt, der kann sich getrost die Kohle für das Konzertticket sparen und sollte lieber daheim die Anlage auf Anschlag drehen.
(Text+Fotos: Sandra Baumgartl)