SLAYER – The Final World Tour 2019
Donnerstag, 13.06.2019 Leipzig, Arena
Support: ANTHRAX
AC/DC’s „It’s a long way to the top (if you wanna rock’n’roll)“ trifft es perfekt: War es doch auch für SLAYER ein langer Weg bis an die Spitze der Thrash-Metal-Welt. Und genauso lang fühlt sich jetzt auch ihr Abschied an, seit die Metal-Giganten Anfang 2018 ihren endgültigen Rücktritt von den Bühnen dieser Welt verkündet haben. Seitdem touren SLAYER fleißig und verabschieden sich gefühlt von jedem einzelnen Fan auf unzähligen Festivals oder bei diversen Hallenshows.
Bereits im Vorfeld kam es bei der Show in Leipzig zu Verwirrungen, standen doch auf den Tickets unterschiedliche Startzeiten. Es gab Karten mit der aufgedruckten Zeit 19 Uhr, aber auch 20 Uhr. Wer erst kurz vor acht aufschlug, hatte dann schon den Auftritt von ANTHRAX verpasst. So war es nicht verwunderlich, dass ANTHRAX vor einer nicht einmal halb vollen Arena spielen mussten.
Als Iron Maidens „The Number Of The Beast“ aus den Boxen ertönte, enterten ANTHRAX unter lautem Jubel der Fans die Bühne und legten mit „Caught In A Mosh“ den Grundstein für den thrashigen Abend.
Shouter Joey Belladonna fegte wie ein junger Gott über die Bretter und zeigte über das komplette Set keinerlei Ermüdungserscheinung. Die Axtfraktion um Scott Ian und Jonathan Donais zauberte geniale Riffs aus dem Ärmel, während Bassist Frank Bello ebenfalls wie wild über die Bühne raste und Charlie Benante seine Drums nach Strich und Faden verdrosch.
Einziger Wermutstropfen war der Sound, welcher im hinteren Teil der Halle mehr als bescheiden war. Allerdings tat dies der guten Stimmung keinen Abbruch und ANTHRAX wurden in den vorderen Reihen schwer von den Fans abgefeiert. Mit dem Klassiker „Indians“ war dann nach ca. einer Stunde Schluss.
Die Umbaupause fiel mit ca. 30 Minuten erfreulich kurz aus. Die Bühne wurde wieder mit einem schwarzen Vorhang verhüllt, das SLAYER Logo und umgedrehte Kreuze darauf projeziert, während das Intro „Delusions Of Saviour“ die Stimmung weiter anheizte.
Der Vorhang fiel und SLAYER gingen mit „Repentless“ direkt in die Vollen. Auch bei den Thrash-Veteranen war die Halle maximal zu dreiviertel gefüllt. Aber egal. SLAYER fackelten ein wahres Thrashfeuerwerk und ein kleines Flammeninferno auf der Bühne ab. Der Sound war brachial und auch die Lichtshow ließ keine Wünsche offen.
Natürlich durften Klassiker wie „War Ensemble“, „Mandatory Suicide“, „Chemical Warfare“, „Hell Awaits, „South Of Heaven“ oder „Raining Blood“ nicht auf der Setlist fehlen.
SLAYER sind keine Freunde der großen Worte, sondern lassen lieber Taten in Form von ultraschnellem Riffing, Tom’s fiesem Gekeife und Paul Bostaph’s Double-Bass-Attacken für sich sprechen. Die Nackenmuskeln der Fans waren in Dauerrotation und fliegende Haare und Fäuste gab es, wohin man sah.
Fast zwei Stunden lang schwangen SLAYER die ultimative Thrashkeule. Auch wenn man es sich noch nicht vorstellen konnte, mit „Angel Of Death“ wurde das endgültige Ende der Ära SLAYER in Leipzig eingeläutet. Die SLAYER-Nation gab zusammen mit der Band noch einmal alles, bevor die letzten Töne verklangen und die Bandmitglieder die Bühne verließen.
Einzig Tom Araya lauschte noch minutenlang den „SLAYER – SLAYER“ Sprechchören, welche nicht verstummen wollten und ließ sich feiern. Wehmütig und nachdenklich stand er am Bühnenrand und nahm die unglaublich intensive Atmosphäre in sich auf. Man merkte Tom an, dass ihm genau wie den Fans der Abschied schwer viel.
SLAYER haben seit ihrer Gründung im Jahre 1981 maßgeblich das Thrash-Genre geprägt und unzählige Bands mit ihrem brachialen Sound beeinflusst. Jetzt treten SLAYER ab – wie es sich für Giganten gehört mit einer lauten und spektakulären Show. Die Thrash-Welt wird die Schlächter vermissen. Aber vielleicht gibt es doch irgendwann ein Wiedersehen!
Text+Fotos: Sandra Baumgartl