SEPULTURA – Quadra Review

Am 07.02.2020 hat das Warten endlich ein Ende. SEPULTURA veröffentlichen ihr neues und von den Fans heiß ersehntes Album “Quadra”.  

Viel wurde im Vorfeld über die Bedeutung von “Quadra” und dem Album-Cover gerätselt.  Und auch die Premiere der ersten Single “Isolation” bei Rock in Rio letztes Jahr heizte die Spekulationen weiter an.  

Dass man SEPULTURA nicht einfach in die Thrash-Schublade stecken kann, bewiesen die Brasilianer eindringlich mit dem Vorgänger “Machine Messiah.” Und konsequent setzen sie diesen Weg mit “Quadra” fort.  

Schon der Opener “Isolation” startet mit einem gewaltigen, orchestralen Intro begleitet von einem Chor und weckt die Aufmerksamkeit des Hörers, gefolgt von einem mächtigen Thrash-Riff bevor Derrick Green mit seinen imposanten Vocals in den Vordergrund tritt. Ein ausgefeiltes Gitarrensolo, welches der Chor noch einmal klassisch unterstreicht verleihen “Isolation” den letzten Feinschliff. Was für ein Auftakt!  

Bei “Means To An End” rückt das unglaublich starke Drumming von Eloy Casagrande in den Vordergrund und auch Green spielt seine ganze Stimmgewalt aus. Zwischen melodischen Passagen, tiefen Growls und fast schon Spoken Words zeigt er sich variabel wie nie. Nach einem Break in der Mitte des Songs, gefolgt von einem kurzen Gitarrensolo und den wiedereinsetzenden Vocals groovt “Means To An End” durch die Lauschlappen des Hörers. 

“Last Time” wird mit einem kurzen Solo von Master Kisser eingeläutet, bevor die Maschinerie SEPULTURA wieder anspringt. Thrashig, rhythmisch geht es weiter und die Nackenmuskeln fangen automatisch an im Takt zu nicken. Auch hier verleihen ein kurzer Tempowechsel und der wiederkehrende Chor, unterlegt mit einem Gitarrensolo, dem Song eine ganz besondere Dynamik bevor Derrick mit seiner animalischen Stimme wieder in den Vordergrund rückt. 

Bei “Capital Enslavement” werden wohl nicht nur Old Schooler feucht im Schritt. Tribal Drums, kurze Streicher Parts und Stammesgesänge à la “Itsari” lassen “Roots”-Feeling aufkommen, bevor Stimmgewalt und Drummig den Song unaufhaltsam nach vorne pushen. Dann ein kurzer Stopp – wummernd übernehmen Gitarre und Bass die Führung, immer wieder unterbrechen kurze Streicher Dissonanzen den Rhythmus bevor Derrick und Eloy wieder das Zepter übernehmen.

Der Beginn von “Ali” wird getragen von treibenden Gitarren und Casagrandes Drumming bevor Derrick am Anfang kurz mit verzerrter Stimme in Aktion tritt und dann wieder seine ganze Klasse ausspielt. Im Mittelteil prasseln Riffgewitter wie Maschinengewehrsalven auf den Hörer ein, bevor sich “Ali” im Sechsachteltakt dem Ende entgegen neigt. 

“Raging Void” startet im Midtempo und mündet in einen melodischen “Stadion-Mitgröhl-Refrain” und wird von zwei Gitarrensoli getragen. Ein Ohrwurm, der sich festsetzt.  

Mit einer klassischen Gitarre und einem soften Schlagzeug beginnt “The Guardians Of Earth” bevor der Chor und später Derrick einsetzen. Ein Song mit vielen Facetten und einem herausragenden, melodiösen Gitarrensolo. Der epische Chor und die progressive Struktur machen den Song zu einem absoluten Highlight. 

Wie schon auf “Machine Messiah” gibt es auch mit “The Pentagram” ein Instrumentalstück. Nicht minder progressiv gehen SEPULTURA hier zu Werke und geben ordentlich Gas. Eloy und Master Kisser liefern sich ein wahres “Battle” und werden damit hoffentlich live jeden Schuppen zum Beben bringen.  

Und auch das folgende “Autem” birgt live Qualitäten, lädt der Refrain doch wieder zum  Mitgröhlen ein und peitscht den Song nach vorn.  

„Un, dois, três, quatro“ – zählt Meister Kisser an und es folgt mit “Quadra” ein kurzes klassisches Zwischenspiel. Allerdings ist es zu kurz um das bisher gehörte zu verarbeiten, sondern eher ein Ausblick auf die letzten beiden Songs des Albums.  

Mit “Agony Of Defeat” folgt ein absoluter Höhepunkt des Albums. Der Hit baut sich langsam mit einem eingängigen Riffing auf und man spürt unterschwellig die Wucht, welche mit melodiösem Gesang von Derrick beginnt, von Orchesterelementen und dem Chor unterstrichen wird und in einem grandiosen Refrain gipfelt. Jetzt schon ein Song für die Ewigkeit!

Am letzten Lied werden sich die Geister scheiden. “Fear, Pain, Chaos, Suffering..” startet mit weiblichen Gesang. Schleppend und doch kraftvoll beginnt Emily Barreto, Frontfrau von Far From Alaska, bevor Derrick ins Duett einsteigt. Ein Song, der entdeckt werden will, genau wie das komplette Album.     

Mit “Machine Messiah” vor drei Jahren legten SEPULTURA die Messlatte verdammt hoch. Doch “Quadra” überspringt diese Hürde locker und verspricht, eines der schlagkräftigsten Alben der Kisser/Green Ära zu werden.   

SEPULTURA beweisen wieder einmal mehr, dass sie eine der besten und innovativsten Thrash Kombos auf diesem Planeten sind. Während andere Bands den gefühlt hundertsten Aufguss ihrer erfolgreichsten Platten produzieren, haben die Brasilianer keine Angst auch Genregrenzen zu überschreiten und sich weiter zu entwickeln. 

In Produzent Jens Bogren haben SEPULTURA einen Partner gefunden, der es schafft, das komplette Potenzial der Band an die Oberfläche zu bringen. Technische Perfektion und kreative Ideen ohne Limits gepaart mit einer unstillbaren Spielfreude, auch nach mehr als drei Jahrzehnten, sind das Erfolgsgeheimnis des Quartetts.  

Von SEPULTURA’s (live) Qualitäten kann man sich auf der kommenden US-Tour und und bei diversen europäischen Festivals überzeugen.  

Text: Sandra Baumgartl

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