ROCK AM HÄRTSFELDSEE – 25 Jahre Schwermetall in Schwaben 2. Tag, 24.06.2023

Der zweite Festivaltag auf dem Härtsfeld präsentierte sich, wie es sich jeder Metalhead wünscht: mit strahlendem Sonnenschein ohne übermäßige Hitze und einem trockenen Untergrund ohne Staubwolken. Wer spätnachmittags die Badehose gegen die Nietenhose und Kutte tauschte, bekam ein sehr abwechslungsreiches Musikprogramm kredenzt.

Die deutsche Progmetal-Band ENSLAVE THE CHAIN hatte ihre gleichnamige EP im Gepäck und trug das Material mit viel Engagement vor, auch wenn sich angesichts des perfekten Sommerwetters nur wenige Fans vor die Bühne verirrten.


​Neben den wiederauferstandenen Before the Dawn ist  WOLFHEART  das zweite Projekt das finnischen  Metalgenies Tuomas Saukkonen. Die getragenen Melodic-Death-Rhythmen trug die Band engagiert vor, blieb jedoch im Brei ihres Sounds stecken wie ein Sportwagen in der Schlammgrube.  Phasenweise fehlten beide Gitarren und von Schlagzeug waren nur Snare und Bassdrum zu hören.  Damit ging von den Musikern unverschuldet ein engagierter Auftritt in die Binsen, der zum  Highlight des Festivals hätte werden können. Entsprechend hielt sich die Stimmung im Publikum in Grenzen.

Kaum ein Sänger in der Metal-Szene hat mehr Ausstrahlung als Andy Franck. Und wenn der BRAINSTORM-Frontmann dann noch preisgibt, dass es für ihn etwas ganz besonders sei, in der Heimat aufzutreten, ist ein furioser Gig vorprogrammiert. Und so legten sich die altgedienten Powermetaller aus Gerstetten ins Zeug, als gäbe es kein Morgen mehr. Es bildeten sich Moshpits, Mähnen flogen und beim Hammersong „All those Words“ sangen die Fans nach Ende des Lieds noch minutenlang a capela die Melodie, sodass selbst der mit allen Wassern gewaschene Andy Gänsehaut bekam. Trotz des einmal mehr nicht einwandfreien Sounds einer der mitreißendsten Auftritte des RaH 2023.

Dass die Viking-Metaller von ENSIFERUM es perfekt beherrschen, eine Arena in einen Hexenkessel zu verwandeln, ist bekannt. Und so verwunderte es nicht, dass sich zu Füßen der Finnen Circle Pits bildeten und ein Crowdsurfer nach dem anderen nach vorn gereicht wurde. Damit bereiteten die Mannen um Markus Toivonen mit energiegeladener Schwert- und Battle-Lyrik perfekt den Weg für den Headliner des zweiten Festivaltags.
Auch wenn die mittlerweile mit zwei Nummer-1-Chartplatzierungen sehr erfolgreiche Neue- Deutsche-Härte-Formation EISBRECHER nicht so recht zum restlichen Lineup passen wollte, war sie wohl eines der Zugpferde, die dem Festival zum Ausverkauf verholfen haben. „Volle Kraft voraus“ hieß es gemäß des Hits von 2015 von Anfang an, und so begleiteten Nebelfontänen und künstlicher Schneefall den Gig, den die Menge begeistert feierte. „Ich fotografiere Euch einmal, ihr fotografiert uns einmal, dann bleiben die Handys in den Taschen“, erbat sich Frontmann Alexx Wesselsky sinngemäß. Und dann begeisterte der RaH-Neuling mit Hits wie „Amok“, bei dem die ganze Band gar auf Fässern trommelte.

Auch wenn die absoluten Topacts fehlten, war die musikalische Bandbreite beim RaH 2023 so groß wie kaum je zuvor. Und das Lineup hielt einige faustdicke positive Überraschungen parat. Der Vorverkauf für die Tickets für das sympathische kleine Metalfestival am Härtsfeldsee im Jahr 2024 startet am 1. November, die Sause findet am 28. & 29. Juni 2024 statt.

Text+Fotos: Thomas Mendle

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