PYRASER CLASSIC ROCK NIGHT 27.07.2019

Für Freunde von Gerstensaft und harten Klängen war die mittlerweile 11. Auflage der PYRASER CLASSIC ROCK NIGHT ein Pflichttermin. Die Brauerei südlich von Nürnberg ist der Geheimtipp, wenn es um ein entspanntes kleines Festival geht. Doch war es nicht nur der besonderen Atmosphäre, sondern dem diesjährigen Lineup zu verdanken, dass die Veranstalter Concertbüro Franken schon im Vorfeld wieder ausverkauftes Haus melden konnten. Standen doch Legenden wie GLENN HUGHES, UFO, ROSE TATTOO oder BRIAN DOWNEY’S A&D auf der Bühne.

Bei schweißtreibenden Temperaturen sicherten sich die Fans schnell ihre Plätze im großen Biergarten unter den Sonnenschirmen. Kleine 10-Liter-Partyfässer mit Schankbock und Zapfbesteck wechselten ihren Besitzer im Akkord. Doch auch Hopfenkaltschale-Verächter wurden fündig: Unterschiedliche alkoholfreie Getränke, Wein oder Cocktails wurden zu moderaten Preisen angeboten und auch kulinarisch gab es nix zu meckern.

Das Festival wurde direkt mit einem „Paukenschlag“ eröffnet. Wer in den 80ern dem Heavy Metal frönte, dem war mit Sicherheit TALON noch ein Begriff. Wer TALON nicht kannte, dem sei gesagt, dass die Herren schon mit namhaften Bands wie Motörhead, Lee Aaron, Nazareth, Magnum, Saxon und vielen anderen quer durch Europa tourten. Fast drei Jahrzehnte war es still um TALON, doch seit zwei Jahren stehen TALON in ihrer ursprünglichen Live-Besetzung wieder auf der Bühne. Und auch in Pyras bewiesen die Rocker, dass sie immer noch eine geniale Live-Band sind und ein Menge Spaß dabei haben.

Auch zwischen den Umbaupausen gab es wieder reichlich auf die Ohren. Das bewährte Trio HUMAN TOUCH erfreute mit Rockklassikern aus den 60er und 70er Jahren und sorgte für beste Stimmung im Biergarten. Mit Hits von CCR, Beatles, Stones, Elvis, Springsteen, Eagles uvm. ließen sie die „gute alte Zeit“ wieder aufleben und so manchen Fan in Erinnerungen schwelgen.

Weiter im Hauptprogramm ging es mit THUNDERMOTHER. Seit zehn Jahren betören die Schwedinnen die Rockfans und haben in dieser Zeit schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Vor zwei Jahren verließen gleich vier Mitglieder die Band und Gitarristin und Gründerin Filippa Nässil stand ohne Band, aber mit vielen Ideen im Kopf da. Einige Monate später formierte Nässil THUNDERMOTHER neu und seitdem rocken die Mädels wieder die Bühnen. Rotzfrech, trinkfest und mit ordentlich Schmackes fegten die Girls über die Bretter und drückten den Fans ein fettes Riffgewitter a la AC/DC durch die Lauscher.

Dass der Anteil der weiblichen Musikfans sprunghaft in den ersten drei Reihen anstieg, konnte nur an den Jungs von KISSIN‘ DYNAMITE liegen. Die fünf Schwaben ließen mit Kajal und wilder Mähne die Ära der Glam- und Hairmetal-Bands wieder aufleben. Vom ersten Song an hatten KISSIN‘ DYNAMITE das Publikum fest im Griff und posierten dabei gekonnt und sympathisch, ohne übertrieben zu wirken, wie es bei Bands dieses Genres oft der Fall ist. Rock’n’Roll ohne Schnörkel mit eingängigen Hooks versetzte die Meute vor der Bühne in Feierlaune und KISSIN‘ DYNAMITE verbreiteten einfach nur gute Laune. Mit Sicherheit konnten die Jungs einige neue Fans an diesem Abend für sich verbuchen. 

Hörte man sich ein wenig im Biergarten um, kamen viele Hardwurster nur, um die nächste Band noch einmal auf der Bühne erleben zu dürfen: UFO – die britischen Rock-Urgesteine erklärten, dass nach 2019 endgültig Schluss wäre mit Touren. Und so wurde es in der Scheune rappelvoll, als Phil Mogg und seine Mannen die Bühne enterten. Mittlerweile fünfzig (!!!) Jahre sind UFO im Geschäft, wissen aber immer noch zu begeistern und überzeugten mit ihrer Präsenz. Sänger Phil Mogg hatte nichts von seiner Ausstrahlung verloren und auch stimmlich agierte Mogg auf extrem hohen Niveau. Ein Ohrenschmaus für jeden Rockfan.

Die Legenden gaben sich an diesem Abend die sprichwörtliche Klinke in die Hand, denn als nächstes stand kein geringerer als der ehemalige Deep-Purple-Bassist und Sänger GLENN HUGHES auf dem Programm. Zur Freude der Fans performten er und seine Band ausschließlich klassische Deep-Purple-Hits. Dass Alter nur eine Zahl ist, bewies HUGHES eindrucksvoll in jeder Minute seines Sets. Der Brite tänzelte wie ein junger Gott über die Bühne,  immer mit einem fetten Grinsen im Gesicht und war stimmlich über jeden Zweifel erhaben. Bei „Smoke On The Water“ schien die Scheune aus allen Nähten zu platzen. Der absolute Höhepunkt war das furiose „Highway Star“, als HUGHES seinen Bass einem Bühnentechniker überließ und sich voll und ganz auf seine Stimme konzentrierte.

Die nächste Band musste man wohl niemand mehr großartig vorstellen. ROSE TATTOO treiben seit den 70er Jahren ihr Unwesen. Die Aussies begeistern ihre Fans mit ihrem blueslastigen Rock’n’Roll, welcher durch den Einsatz der Slide-Guitar einen hohen Wiedererkennungswert hat und von der markanten Stimme von Frontröhre Angry Anderson geprägt wird. Der kleine, stark tätowierte und glatzköpfige Anderson erinnerte in seinem schwarzen „Strampelanzug“ optisch eher an einen lebenslänglichen Knastbruder, entpuppte sich aber auf der Bühne als sympathischer und trinkfreudiger Geselle. Auch die Mädels von THUNDERMOTHER ließen sich von der Guten-Laune-Musik der Australier anstecken. Sie sprangen auf die Bühne, feierten ROSE TATTOO ab und animierten die Fans, während Anderson mit einer Flasche Wein in der Hand leicht schwankend einen Hit nach dem anderen in die Menge rotzte.

Wer glaubte, mit ROSE TATTOO wäre schon der Headliner des Abends am Start gewesen, der machte die Rechnung ohne BRIAN DOWNEY’S ALIVE AND DANGEROUS. Vor zwei Jahren formte Brian Downey, der Rockfans als Gründungsmitglied und Co-Songwriter von THIN LIZZY wohlbekannt ist, die Band. Und was dieses Quartett auf der Bühne ablieferte, war einfach nur Spitzenklasse. Bassist und Sänger Matthew Wilson erinnerte nicht nur optisch an einen jungen Phil Lynott, sondern auch die unglaublich ähnliche Stimmfarbe und der Akzent stimmten fast zu 100% überein. Hits wie „Rosalie“, „Jailbreak“ oder „Still in Love with you“ standen dem Original in nichts nach und bescherten so manchem Fan Gänsehaut. BRIAN DOWNEY’S ALIVE AND DANGEROUS waren DIE Überraschung des Abends.

Die PYRASER CLASSIC ROCK NIGHT ist ein kleines eintägiges Festival mit hervorragenden Live-Acts. Die überschaubare Größe und die gemütliche Atmosphäre machen den Reiz dieser Veranstaltung aus. Vielen Dank noch einmal an den Veranstalter Concertbüro Franken und die vielen freundlichen Helfer, welche diesen tollen Tag zu einem Erlebnis werden ließen. Wir sind jetzt schon auf die 12. Auflage der PYRASER CLASSIC ROCK NIGHT gespannt.

Text+Fotos: Sandra Baumgartl

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