MTV HEADBANGERS BALL – Thrash Fest im Münchner Backstage

MTV Headbangers Ball Tour 2018
Sonntag, 16.12.2018, München Backstage Werk
Bands: Exodus, Sodom, Death Angel, Suicidal Angels

In der Adventszeit ist der MTV Headbangers Ball für jeden Metaller genau die richtige Veranstaltung um sich auf Weihnachten einzustimmen. In diesem Jahr luden die Headliner Exodus zur besinnlichen Thrash-Andacht und keine Geringeren als Sodom, die Bay Area Legenden von Death Angel und die griechischen Metal-Götter Suicidal Angels kredenzten den Fans eine explosive musikalische Mischung.

Den Abriss starten die Suicidal Angels. Und wenn eine Band einen Laden im Null Komma Nix auf Hochtouren bringen kann, dann sind das die griechischen Thrasher. Die Truppe um Schreihals und Gitarrist Nick Melissourgos fackelte auch nicht lange und und mit „Capital Of War“, „Bleeding Holocaust“ oder „Bloodbath“ wurde das Backstage direkt aufgemischt. Nach 17 Tagen am Stück stand an diesem Abend die letzte Show des MTV Headbangers Ball auf dem Programm.

Ermüdungserscheinungen merkte man dem Quartett aber trotzdem nicht an, nur der Sound ließ etwas zu wünschen übrig. Nick bedankte sich noch artig bei der Crew für die tolle Arbeit und bei den anderen Bands für die geile Tour, bevor mit „Seed Of Evil“, „Moshing Crew“ und dem Nackenbrecher „Apokathilosis“ ihr Auftritt auch schon wieder zur Ende war.

Die Umbaupausen fielen mit zwanzig Minuten angenehm kurz aus und dann zerlegten auch schon Death Angel in feinster Bay Area Thrash Manier das Werk. Mit ordentlich Schmackes fegten die Kalifornier um Sänger und Rampensau Mark Osegueda über die Bühne und ließen ihrer Spielfreude freien Lauf. Erfreulicherweise ließen sich die Headbanger vor der Bühne von so viel Leidenschaft direkt anstecken und es bildete sich ein kleiner Pit und die Rüben wurden fleißig geschüttelt. Die Axtfraktion, Rob Cavestany und Ted Aguilar, spielte ihre ganze Klasse aus. Riffs zum Niederknien ließen die Herren im Akkord vom Stapel, während Osegueda die Fans immer weiter anheizte. Damien Sisson am Bass war die Frohnatur in Person, ununterbrochen am Schäkern und Lachen mit dem Publikum. Und obwohl der Sound auch bei Death Angel zu wünschen übrig ließ, tat dies der guten Stimmung keinen Abbruch. In Sachen Setlist stimmten Death Angel die Headbanger mit „Evil Priest“, „Mistress Of Pain“ „The Ultra Violence“ und „Kill As One“ glücklich, indem sie tief in die Klassikerkiste griffen. Ein Fest für jeden Fan, mich eingeschlossen, welcher schon in den Achtzigern als Teenager sein lang behaartes Haupt zu diesen Brechern schüttelte. Mit „The Moth“ beendeten Death Angel ihren bärenstarken Auftritt und versprachen, dass sie bald wieder nach München zurückkommen werden.

Death Angel waren nach dieser fetten Vorstellung für viele Nasen schon der heimliche Headliner des Abends und es stellte sich die Frage, ob Sodom dieses Niveau würden halten können.
Für den Paukenschlag schlechthin sorgte Tom Angelripper Anfang des Jahres mit dem Rauswurf von Gitarrist Bernd „Bernemann“ Kost und Drummer Markus „Makka“ Freiwald. Umso
gespannter erwartete man den Auftritt der Thrash Urgesteine.

Als Sodom die Bühne enterten erlebte man gleich zwei Überraschungen. Sodom kamen als Quartett (!!) auf die Bühne. Richtig gelesen – das wohl bekannteste Trio nach Motörhead rüstete auf und holte sich mit Yorck Segatz (Beyondition) einen zweiten Gitarristen ins Boot. Tom begründete dies auch später damit, dass sie viel mehr Möglichkeiten hätten und live einfach mehr knallen würden. Und Gitarrist Frank „Blackfire“ Gosdzik war wieder mit an Bord. Hinter den Kesseln ließ es Husky (Asphyx, Desaster) krachen. Die „SodomSodom“ Rufe im Backstage wurden immer lauter und es wurde zu „Procession To Golgatha“, „Blasphemer“, „Sodomy And Lust“ und „Partisan“ gebangt und gemosht als gäbe es kein Morgen. Bei „Agent Orange“ schien das Werk zu explodieren und Sodom waren schwer begeistert von der Energie in der Halle. Tom, mit offener schwarzer Lederweste auf nackter Haut, bedankte sich immer wieder bei den Münchner Fans und beteuerte das es keinen besseren Ort gäbe um die Tour zu beenden. „Remember The Fallen“ und „BOMBENHAGEL“ setzten dem Gig die Krone auf. Tom’s Grinsen nach zu urteilen war die Band wohl selbst von dem Thrashfeuerwerk überrascht, welches sie im Werk abfackelten. Verdammt geile Scheiße…!

Der Weg für Exodus war geebnet und die Thrash-Sause strebte mit „Bonded by Blood“, „Exodus“, „And Then There Were None“ und „Body Harvest“ ihrem Höhepunkt entgegen. Sowohl die Schädelschwinger als auch Exodus zeigten sich in Bestform und die Band wurde frenetisch abgefeiert. Obwohl es nicht mehr ganz so voll in der Halle war wie bei Sodom vorher, wurden Exodus lautstark bei „Impaler“, „Piranha“ oder „A Lesson In Violence“ von den Fans unterstützt. Sänger Steve „Zetro“ Souza tobte wie ein Derwisch über die Bühne und auch die Klampfer Kragen Lum und Lee Althus bewiesen dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören und ließen reihenweise messerscharfe Riffs vom Stapel. Selbst der sonst so coole Jack Gibson am Tieftöner konnte sich hin und wieder ein Grinsen nicht verkneifen und ließ die lange Matte fliegen. Bei „The Toxic Waltz“ und „Strike Of The Beast“ wurden die letzten Kräfte mobilisiert und Exodus hinterließen nach ihrem Abgang von der Bühne nichts als verschwitzte und zufriedene Headbanger, welche komplett ausgepumpt in die kalte Nacht entschwanden.

Der MTV Headbangers Ball war für viele Thrash-Fans einer der Höhepunkte des Jahres. Ein mehr als fettes Lineup zu einem moderaten Preis und vier Bands, welche bis in die Haarspitzen motiviert sich die Seele aus dem Leib thrashten. Metalherz, was willst Du mehr?

(Text+Fotos: Sandra Baumgartl)

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