SEPULTURA – live in Cham, 22.08.2015 – (K)ein „War for Territory“

Am 22. August machten wir uns auf den Weg nach Cham, einem kleinen charmanten Städtchen, nur einen Steinwurf von der tschechischen Grenze entfernt. Hier fand ein Benefizfestival zu Gunsten von Opfern rechter Gewalt, organisiert vom Mosh-Club Kolmberg, statt und SEPULTURA sollten am Abend als Headlinder die Hütte rocken: Das L.A. Lifestyle-Cafe. Es sollte das neunte Konzert meiner privaten SEPULTURA Tour werden und da ich einfach nur als Fan abfeiern wollte, habe ich mir kurzerhand unsere Fotografin Marion ins Auto gepackt.

Von außen ein eher unscheinbares Gelände, ein paar Bierbänke, Getränke- und Fressstand und eine kleine Bühne brachten uns ins Grübeln, ob wir hier richtig seien. Aber der Tourbus von SEPULTURA stand schon vor der Tür, wir waren wohl am Ziel angekommen.
Das erste Aha-Erlebnis hatten wir, als wir über die Schwelle des L.A. traten. Als Harley Fahrerin ging mir sofort das Herz auf, fühlte ich mich doch direkt in ein Roadhouse an der berühmten Route 66 versetzt. Was für ein geiler Schuppen! Die Inneneinrichtung liebevoll, bis ins kleinste Detail dem American Way of Life geschuldet. Ich war selten in einem Laden mit so viel Atmosphäre. Jürgen und Tanja Wittmann, den Betreibern des Cafés, kann man zu so einer tollen Location nur gratulieren.

Vom Cafe ging man direkt in die kleine Halle, welche knapp 400 Leute fasst. SEPULTURA lieben ja kleine Clubshows und wir waren mehr als gespannt auf den Headliner des Abends.

ROGUES eröffneten den Abend. Die Sieger des vom Mosh Club Kolmberg organisierten Bandcontests spielten leider nur vor einer handvoll Gestalten, da das schöne Wetter und die sommerlichen Temperaturen die Metalheads eher draußen am Bierstand hielten. Nichts desto trotz lieferten die Lokalmatadore ordentlich ab und brachten einige Fans beim Pogen zum Schwitzen.

VIRUS 41 spielten Deathcore und polterten auch direkt drauf los. Das erste Highlight des Abends hatten wir diesen sympathischen Jungs zu verdanken: Eine „Wall of Death“ welche genau aus vier Leuten bestand. Wir haben selten so gelacht bei einem Metalkonzert und auch der Vierer-Circle-Pit war eigentlich kaum noch zu toppen. Ob da SEPULTURA noch einen drauf setzen können?
Bei SEASONS IN BLACK wurde es merklich voller in der Halle. Die Band groovte wie Sau und versprühte auf der Bühne eine Energie, dass es ein Freude war, den Jungs zuzuschauen und zu hören. Sänger und Bassist Luck bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht, passierte es doch einem nicht alle Tage, den Slot vor SEPULTURA spielen zu dürfen.

Eigentlich sollten nach SEASONS IN BLACK  noch NOTHGARD rocken, aber der Headliner stand unter Zeitdruck, da er seinen Flieger in Nürnberg pünktlich erreichen musste. So standen die Herren um Gitarrengott und Metal-Legende Andreas Kisser schon kurz vor 21:00 Uhr auf der Bühne. Das Konzert in Cham war eines der ersten ihrer „30 Years Annversary Summer Tour“, welches ausverkauft war, doch man hatte immer noch den Eindruck, dass die kleine Halle nicht ganz voll war. Erste Reihe SEPULTURA, ohne Körperkontakt zum Nachbar oder Hintermann hatte ich noch nie, also kein „War for Territory“… Die Brasilianer legten los mit „Troops of Doom“ und ich war wie jedesmal überwältigt von der Energie, welche die Herren auf der Bühne versprühten. Andreas und Derrick suchten ständig den Kontakt zum Publikum und feuerten einen Brecher nach dem anderen in die Menge. „Kairos“, „Propaganda“, „From the past comes the storms“, „Inner Self“, „Choke“, „Biotech“ und der den Fans gewidmete Song “Sepultura under my skin” brachten einiges an Bewegung in die Menge. Doch hätte ich mir wie in Leipzig, eine Crowd gewünscht, welche komplett ausrastet. Hier war alles eher verhalten, auch wenn man die eine oder andere Matte fliegen sah. „Policia“, mein Favorit „War for Territory“, „Refuse/Resist“ und „Orgasmatron“ durften auf der Setlist natürlich nicht fehlen. Obwohl das Publikum eher zurückhaltend agierte, tat das der Spielfreude der Band keinen Abbruch. Selbst Eloy, das Tier hintern den Kesseln, kam aus dem Grinsen nicht mehr raus. Verschwitzt verließen Sepultura kurz die Bühne, um nach der lauthals geforderten Zugabe (hey Cham, geht doch, warum nicht gleich von Anfang an ein bisschen mehr Enthusiasmus?) noch einmal das Letzte aus sich und den Fans herauszuholen. „Bestial Devastation“ läutete den letzten Part der Tour ein und die beiden Brecher „Ratamahatta“ und das legendäre „Roots Bloody Roots“ beendeten einen wahnsinnig intensiven Konzertabend und eine erfolgreiche Tour, wie sie die Band wohl selbst nicht erwartet hatte. Derrick, Andreas und Paulo schüttelten noch Hände, verteilen Pleks und Eloy Drumsticks. Dann folgte noch das obligatorische Foto, bevor die Band glücklich und abgekämpft endgültig die Bühne verließ.

 

 

SEPULTURA sind live eine Macht und seit 2011 mit Eloy Casagrande an den Kesseln eine perfekte Einheit. Die Energie und Spielfreude, die diese Band versprüht, ist einzigartig. Von vielen sogenannten Old School Fans totgesagt, stellen Sie eindrucksvoll bei jeder Show unter Beweis, dass Totgesagte doch länger leben. Und wer das immer noch nicht glaubt, der kann sich schon im November wieder davon überzeugen, denn dann kommen Mr. Kisser & Co. wieder zurück, um die Clubs in Schutt und Asche zu legen und mit ihren Fans die Thrashmesse des Jahres zu zelebrieren. Wir sind auf jeden Fall wieder dabei!
Beachtliche 1008,85 Euro an Spenden kamen an diesem Abend für die Opfer rechter Gewalt zusammen, doch der Betrag könnte noch einmal in die Höhe schnellen, denn Sepultura haben noch einige signierte Shirts in Cham gelassen, welche demnächst versteigert werden. Wenn ihr einen Beitrag dazu leisten oder ein signiertes Sepultura Shirt ersteigern wollt, dann findet ihr weitere Infos hier: http://www.moshclub.de/MOSH/

Text: Sandra Baumgartl

 

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