Interview mit Skeletonwitch – Sperrmüllentsorger, Katzenfans und Haikostümträger

Wenn man schon einen so coolen Bandnamen wie Skeletonwitch hat, kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Und das tut es im Fall der Blackened Thrasher aus Ohio auch nicht, denn sie haben liebliche Haustiere auf ihrer Seite, verkleiden sich gern als Haie und sind obendrein auch noch so sympathisch, dass man ihnen ohne zu zögern einen Jahresvorrat an Bier spendieren will. Das einzige Problem mit den Gitarristen Scott Hedrick und Nate Garnett ist, dass man sie ausschließlich auf Video präsentieren müsste, da ein Transkript dem chaotisch amüsanten Chaos mit den beiden kaum gerecht wird…
Sound Infection: Hi Jungs, schön, dass ihr hier bei uns im verregneten Deutschland seid!

Scott: Wir freuen uns auch! Fast hätten wir es nicht geschafft, gestern waren wir noch in England und beim Ärmelkanal gab es einige Probleme…
Wieso, musstet ihr schwimmen?
Scott: Ja Mann, meine Arme sind noch ganz lahm!
Euer erstes Album habt ihr noch ganz allein ohne Label auf den Markt gebracht und obwohl das ja mittlerweile in Mode zu kommen scheint, ist das für eine frischgegründete Band wohl alles andere als einfach. Mit welchen Mitteln habt ihr damals auf euch aufmerksam gemacht und versucht, die Scheibe unter die Leute zu bringen?
Scott: E-Mails! Wir haben Plattenläden angeschrieben, Interviewer oder Websites und versucht ihnen mitzuteilen, dass wir da draußen sind. Und natürlich haben wir viele, viele Shows gespielt. Kurz gesagt: Durch verdammt harte Arbeit! (lacht)
Nate: Und Myspace!!
Scott: Absolut! Das war ja noch zu Zeiten, wo Facebook gar nicht existierte! Alles traf sich zum Musikhören auf Myspace. Mittlerweile existiert unser Account aber gar nicht mehr, glaube ich…
Scott, du selbst bist studierter Journalist und in einem Interview hast du dich mal darüber beschwert, dass heutzutage jeder Idiot mit einer Internetverbindung sich Journalist nennen kann – wo du sicherlich nicht unrecht hast… aber was macht für dich einen guten Journalisten aus?
Scott: Dass er kein Idiot ist! (lacht) Ach, ich habe so viel Zeit und Geld investiert, um das herauszufinden, dass ich dich damit jetzt nicht langweilen will, wir machen doch hier ein Heavy Metal Interview, das muss rocken!
Na gut, ein viel metal-lastigeres Thema: Ihr seid eine leidenschaftliche Katzen-Band, richtig? Sogar auf eurem Merchstand hattet ihr zwei Katzen sitzen, wie ein Foto zeigte – wo zum Teufel kamen die her, habt ihr eure eigenen Haustiere im Tourbus dabei?
Nate: Nein nein, das Bild ist schon sehr alt. Zu Anfang unserer Karriere spielten wir viele Hauskonzerte, also einfach im Keller von Leuten, verstehst du? Und an einem Abend waren wir in Minneapolis in einem solchen Haus, dort hatten sie Katzen und als wir unser Merch ausgebreitet hatten, merkten wir: Holy shit, da haben sich Fellknäule bei uns breit gemacht!
Scott: Die hatten auch unglaublich komische Namen, nach irgendwelchen Berühmtheiten. Ach, immer wenn wir auf Tour oder auch nur bei jemandem zu Besuch sind, tun wir immer erst so, als wären wir richtig harte Burschen, aber sobald wir irgendwo eine Katze sehen, geht das nur (drei Oktaven höher) „Waaaaaaah, ’ne Katze!“
Wie viele habt ihr denn selbst?

Nate: Ich habe drei. Einer heißt Murray (?), einer Eugene und der dritte ist Stanley.
Scott: Ich habe auch drei. Und einen Hund, ich bin ziemlich der Sammellaune verfallen, die kommen aber gut miteinander klar.
Ihr setzt euch außerdem viel für Tierrechte und Tierschutz ein – was würdest du Menschen raten, die so etwas zwar gern unterstützen möchten, aber entweder kein Geld haben oder Spendenorganisationen nicht vertrauen?
Scott: Sie können selbst ein Tier bei sich aufnehmen, es ist gar nicht so teuer, wie man denkt und es bereichert das eigene Leben unglaublich. Oder, wenn der Platz es nicht zulässt, kann man in Tierheimen ehrenamtlich aushelfen, das kostet kein Geld, aber hilft viel.
Euer erstes Konzert war in einem Vorgarten – wie spielte sich das denn ab? Haben eure Nachbarn euch daraufhin für immer gemieden?
Nate: Es war Zuhause bei uns in Athens (Ohio), wir hatten eine eigene Bühne gebaut aus Holz, das bei meinem Dad herumlag und es fand gerade ein Straßenfest statt, also war es nichts allzu Ungewöhnliches, dass dort auch mal eine Band spielte und großer Krach veranstaltet wurde. Denn eigentlich war überall Party angesagt. Jedenfalls spielten wir damals noch ohne Sänger, einfach ein instrumentales Set – in unserem Vorgarten, ja!
Das ist ja auf jeden Fall schon eine Leistung, aber konntet ihr das noch toppen? Gab es Gigs, die ihr unter noch schwierigeren Umständen bestritten habt?
Nate: Oh Mann, ja… zu unseren Haus-Konzert-Zeiten mussten wir früher sogar noch den Keller leerräumen, bevor wir darin spielen durften!
Scott: Auf gut deutsch haben wir den ganzen verdammten Sperrmüll von fremden Leuten entsorgt! Ja, das war wirklich eine tolle Aktion. Man denkt, man spielt eine Show und stattdessen macht man eigentlich nur die Dreckarbeit für jemand anderen (lacht)
Leute, spielt doch mal bei mir, ich hätte da auch…öhm… viel „Platz“. So, vor kurzem wart ihr mit Ghost unterwegs, was ja eine echt schräge Kombination ist eigentlich. Wie kam es dazu, wurdet ihr von der Band selbst eingeladen oder wurdet ihr ganz willkürlich von eurem Label zusammengewürfelt?
Scott: Nein, Ghost und ihr Agent kontaktierten uns einfach und fragten, ob wir nicht ein paar Shows mit ihnen spielen wollen würden. Viele fanden das komisch, aber ich eigentlich gar nicht – es macht doch viel mehr Spaß zu einer Show zu gehen und dort ganz verschiedene Stile zu erleben, als einen Abend zu sehen, wo eine Band eigentlich stilistisch nur die andere kopiert. Nach acht Death Metal Bands hintereinander wirst du ja gaga im Kopf!

Nate: Und im Prinzip unterscheiden wir uns gar nicht so grundlegend von Ghost. Sie sind vielleicht eher Rock ’n‘ Roll, aber auch wir haben einige Rockparts bei uns dabei und nehmen unseren „bösen Kram“ nicht allzu ernst, wir sind ja nicht Cannibal Corpse oder so. Aber es lief klasse auf der Tour, wir kamen beim Publikum gut an… und Ghost auch (lacht) Sie machten viel Geld, wir machten ein ganz klein wenig Geld, ach, du weißt schon…
Scott: Haha, ja, wir warten darauf, dass nochmal machen zu können, Papa hat ja noch meine E-Mail-Adresse, also – hey, ich warte auf eine Nachricht von dir!!
Wehe, das hat er jetzt nicht mitgekriegt… So, wenn ihr ein Film-Serienkiller sein könntet, wer wärt ihr dann?
Nate: Oh… Moment, da muss ich nachdenken… vermutlich…. hm, nein…
Scott: Ach komm schon, gib zu, dass du da schon drüber nachgedacht hast!
Nate: Ich wäre vermutlich die Parodie eines Serienkillers und zwar von Freddy Krueger – ich wäre Fatty Krueger! Und Scott wäre Dr Giggle!
Und als was habt ihr euch an Halloween verkleidet, als ihr klein wart?
Nate: Als Hai! Du weißt schon, diese Kostüme, wo der Kopf aus dem Maul herausschaut und deine Hände die kleinen Flossen sind. Meine Mum oder meine Grandma haben das damals für mich genäht – Scott hier war vermutlich alles, vom Cowboy bis zum Pink Panther!
Scott: Ja, ich habe einfach alles angezogen, was meine Mum mir gemacht hat… Aber meine Lieblingskostüme waren immer die, wo du dir eine billige Maske aus dem Supermarkt gekauft hast und dann einfach ein T-Shirt angezogen hast, wo drauf stand, als was du verkleidet bist!
Da kommt man wenigstens günstig bei weg… wenn ihr eine Autobiografie von euch schreiben müsstet, was wäre dann der Titel davon?
Scott: „THAT SUCKED“!
Nate: (lacht) Wirklich? So denkst du also über uns, Scott?! Meine würde wohl heißen „Scott made me do it!“
Scott: Also meinst du jetzt, eine Biografie über mein gesamtes Leben oder nur über die Band? Hmm, lass mich überlegen… ja, doch, „That sucked!“
Nate: Mein Titel wäre „Red on the head like a packer on a poodle“!
Haha, gut… so Leute, zum Abschluss: Kann man euch auch bald mal auf einer Headlinertour hier in Deutschland erwarten?
Scott: Nächstes Jahr – also im Frühling vermutlich, das genaue Datum wissen wir noch nicht, aber wir werden definitiv im Frühjahr wieder vorbeischneien und eine Headlinertour bei euch in Europa machen.

Interview: Anne Catherine Swallow

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