Hach, ist der Oktober nicht wundervoll? Die Blätter nehmen ein liebliches Orange an, die Vampire wetzen ihre Zähnchen und auch die ersten Zombies suchen langsam wieder nach ihrem Kopf, um für Halloween anständig auszusehen. Auch „Witch County England’s finest“ DEVILMENT nutzen die Dunkelheit des anstehenden Winters, um sich richtig ins Zeug zu legen und ihr Debütalbum „The Great And Secret Show“ in Scharen auf ängstliche Menschen loszulassen. Als Zweitband von Cradle Of Filth-Sänger Dani Filth gelang es ihnen sofort, sich einen Namen zu machen, doch hinter den britischen Gruselgestalten steckt weit mehr als nur hohes Gekreische. Denn die neuen Songs liefern nicht nur einen mitreißenden Groove, sondern sind auch erstaunlich leicht zugänglich und mit einer Portion schwarzem Humor gespickt. Die Gitarristen Daniel Finch und Colin Parks nahmen sich Zeit, um uns ihre Horrorshow so schmackhaft zu machen, dass einem das Blut im Munde zusammenläuft…
Sound Infection: So Gentlemen, seid ihr bereit? Drink vorhanden?
Colin: Haha nein, wir bleiben beim Wasser, es ist doch erst Dienstag – naja, später vielleicht…
Ich war ziemlich überrascht von eurem Album, ihr habt euch da einen ganz eigenen Stil zusammengemixt, der sich einfach nicht in Schubladen stecken lässt. Ihr erzählt viele kleine Geschichten in den Songs, und um simpel zu beginnen, könnt ihr eine davon näher erläutern?
Daniel: Danke! Danis Lyrics sind immer recht offen für Interpretationen und oftmals hat er uns nicht einmal selbst verraten, um was es dabei geht! Wir haben zwar grobe Ideen, das meiste bauen wir uns aber selbst zusammen…
Wirklich? Also habt ihr selbst keine Ahnung, zu was ihr eure Musik spielt? (lacht)
Daniel: Haha, das trifft’s ganz gut. Aber das hat auch Vorteile, somit kann jeder für sich selbst einen Sinn in dem Song entdecken und es ist nicht nur schwarz oder weiß.
Dennoch habe ich gelesen, dass euer Album Cover ein Jack The Ripper Opfer darstellt, das in eurer Version allerdings entkommt, indem es in eine andere Dimension flieht, habe ich das richtig verstanden?
Daniel: Ja, die Gothic Lady kann durchaus als Opfer von Jack The Ripper gedeutet werden und unter ihr kriecht eine Art Cthulu herum, es ist jedoch nicht auf eine bestimmte Zeitepoche festgelegt, obwohl es auf den ersten Blick nach Viktorianischer Ära aussieht. Eigentlich ist es aber eher eine Fantasywelt.
Okay, ihr seid als Devilment immer wieder mit demselben Problem konfrontiert, und zwar, dass euch sofort jeder mit Cradle Of Filth vergleicht, nur weil ihr Dani an den Vocals habt. Stilistisch seid ihr relativ anders, doch der Gesang ist einfach extrem prägend – stört euch das?
Daniel: Nein, nicht wirklich. Was man bei den Kommentaren auf Facebook und Co oft lesen konnte, war ein „Oh, das klingt gar nicht nach Cradle Of Filth, deshalb mag ich es nicht“ oder auch umgekehrt, dass Leute, die Cradle Of Filth nicht ausstehen können, plötzlich mit uns warm wurden. Und das war natürlich super für uns. Aber es geht ja vielen Bands so, wenn sie ihre Musiker aus anderen Bands holen, Stone Sour wird immer mit Slipknot verglichen und nicht einmal die Murderdolls konnten sich vor dem Vergleich drücken, deshalb waren wir darauf vorbereitet. Aber mal ehrlich, wieso sollte Dani losziehen und eine exakte Kopie von Cradle Of Filth machen wollen? Die Band hat mittlerweile zwanzig Jahre auf dem Buckel, und ist sowohl zugänglich als auch heavy, trotzdem müssen sie nicht kopiert werden. Wir wollten es bei uns eher düster und groovy und wir geben den Leuten die Möglichkeit, auf einem Festival einfach vor unsere Bühne zu spazieren und zu headbangen, egal ob man Danis andere Band mag oder nicht. Ich war einige Jahre in der Black Metal Szene unterwegs und da ist es teilweise schwierig zu kapieren, ob Leute einen mögen oder nicht – man spielt, die Leute klatschen am Ende des Songs, aber keine Sau bewegt sind und man fragt sich immer nur „Ey, gefallen wir euch nun oder nicht?!“
Colin: Man hat in der Black Metal Szene ja auch absolutes Lachverbot, du darf niemals und unter keinen Umständen jemals lächeln, haha! Immer schön fies gucken!
Für dieses Halloween stehen ja bereits große Pläne an, euer Debütalbum wird endlich veröffentlicht – aber wie war es früher, als was habt ihr euch als Kind verkleidet?
Daniel: Naja, dieses Jahr spielen wir unsere erste Show überhaupt als DEVILMENT. Aber letztes Jahr war ich als Rob Zombie verkleidet! Als Kind war ich Spiderman oder Superman, immer irgend ein Superheld!
Colin: Jason, Freddy Krüger, so schockierend wie nur möglich, um alle Leute anzupissen!
So, jetzt mal Klartext, ihr werdet als „Witch County England’s Finest“ bezeichnet – was wäre vor einigen hundert Jahren mit euch passiert, wärt ihr auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden oder seid ihr eher diejenigen, die am Rand stehen und noch Äste draufwerfen?
Daniel: Vermutlich würden wir irgendwo rumsitzen und Bier trinken!
Colin: Und uns an die Hexen ranmachen. Aber verbrennen würden wir sie auf keinen Fall, nee… Stinkt nur unnötig.
Einige eurer Songs wurden schon vor zehn Jahren geschrieben, hattet ihr keine Schwierigkeiten damit, euch wieder auf sie einzulassen – denn Geschmäcker und Stile verändern sich schließlich mit der Zeit…
Daniel: Ja, einige Songs sind wirklich sehr alt, aber ich war in vielen verschiedenen Bands in der Zeit und trotzdem blieben die Songs immer aktuell. Sie veränderten sich aber natürlich mit den Jahren und als Colin zu uns stieß, fügte er noch einige wichtige Elemente hinzu. ‚Even Your Blood Group Rejects Me‘ hat sich hingegen beispielsweise nie viel verändert, es klingt eigentlich immer noch wie damals, als ich das Demo auf meinem ranzigen Kassettenrekorder aufgenommen habe (lacht) Aber ich hbesitze ein enormes Archiv voll mit Material und da bot es sich an, einiges nun für DEVILMENT zu benutzen.
Colin: Das hatte aber auch Vorteile, denn dadurch hat jeder Song ein etwas anderes Genre und unterscheidet sich vom Rest. Dani hat viel von dem Groove und Headbang-Zeug in die Sache gebracht, auch die Black Metal Elemente wuchsen natürlich auf seinem Mist. Unser Bassist hat wiederum eher den Metallica-Flair untergemischt und die Keyboards von Lauren gehen fast in eine poppige Richtung, weil sie einen ganz anderen musikalischen Background hat, als wir. Aber das macht die Mischung so einzigartig.
Das stimmt allerdings, obwohl die Atmosphäre sehr „gothic“ wirkt auf den ersten Blick, ist die Musik es gar nicht wirklich, dafür kommt es zu heftig und groovy daher.
Colin: Ja, die gothictypische „Witch County Suffolk“-Geschichte stammt natürlich aus Danis Feder, haha…
Daniel, du sagtest bereits in eine Interview, dass viele deiner Songs mit einem bestimmten Event in deinem Leben verlinkt sind. Welche Lieder, jetzt nicht nur von deinen eigenen, verbindest du beispielsweise mit einer tollen Sommerparty, einem Schulabschluss oder dem Abend, wo du mal wieder Leichen verbuddelt hast?
Colin: Unser ‚Summer Arteries‘ ist für mich ein guter Sommersong, den ich mit Festivals und Party verbinde.
Daniel: ‚Sanity Hits A Perfect Zero‘ ist ein sehr emotionaler Song für mich, weil er etwa zu der Zeit geschrieben wurde, als ich mich von meiner Frau trennte und ich werde es niemals abseits davon betrachten können, fürchte ich. ‚The Stake In My Heart‘ verbinde ich wiederum damit, wie ich bei meiner Mutter Zuhause gewohnt habe, nachts um fünf noch Bier gesoffen und Riffs geschrieben habe. Aber es ist immer interessant, eigene, alte Sachen zu hören… Man merkt, wie die Jahre vergingen und was sich alles geändert hat, denkt vielleicht noch daran, wie man den Song im Studio einspielen wollte und der Produzent nur meinte „Nö, das ist Scheiße, mach das anders!“. Vermutlich werden wir eines Tages alles was wir noch haben veröffentlichen und merken, wie kacke es tatsächlich ist (lacht)
Wenn ihr die Möglichkeit hättet, euch von einem Vampir beißen zu lassen, würdet ihr sie wahrnehmen?
Gleichzeitig: HELL YEAH!
Und was würdet ihr mit eurem ewigen Leben anfangen?
Daniel: Also ich würde mir schon mal nicht die Dixie Chicks anhören! Vermutlich würden wir einfach weiter Alben machen und Leuten ans Bein pissen!
Interview: Anne Catherine Swallow
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