Vor fast genau einem Jahr und zwar am 01.02.2017 brachten meine brasilianischen Thrash-Ikonen den „Machine Messiah“ zum ersten Mal live auf die europäischen Bühnen. Damals noch als direkter Support von Kreator. Am 23.02.2018 hatte das Warten endlich wieder ein Ende und Sepultura kehrten nach ihren Festivalshows im letzten Sommer, diesmal mit eigener Headlinertour zurück. Und damit der „Machine Messiah“ auch ordentlich in Fahrt kam, heizten Fit For An Autopsy, Goatwhore und Obscura den Metalheads gewaltig ein, wobei in jedem Land die Vorbands komplett unterschiedlich aufgenommen wurden.
Der Tourauftakt fand im Conne Island, einem kleinen Club in Connewitz, einem Vorort von Leipzig, vor ausverkauftem Hause, statt. Schon als Fit For An Autopsy mit ihrem Set starteten, war die Halle gut gefüllt. Die Deathcorer aus New Jersey lieferten anständig ab und ließen die ersten Matten rotieren.
Nach einer kurzen Umbaupause ging es um einiges „schwärzer“ zur Sache. Goatwhore ließen die Ziegen von der Leine und huldigten Satan. Frontgrunzer Louis Ben(jamin) Falgoust unterstrich den Auftritt in jeder Sekunde mit seiner Mimik und Gestik und röhrte dabei, dass einem das Blut in den Adern gefror. Die Fans feierten gemeinsam mit der Band eine schwarze Messe, Schädelschwinger sichtete man schon zu Hauf und es bildeten sich immer wieder kleine Circle Pits.
Weiter ging es im Programm mit Obscura. Ihr anspruchsvoller Technical Death Metal kam gut bei den Fans an und auch Sound und Lichtshow ließen fast keine Wünsche offen. Fronter Steffen Kummerer bedankte sich bei den Fans für den netten Empfang in Leipzig. Vor allem der (O-Ton) „völlig abgeranzte aber geile Club“, hatte es ihm angetan.
Entsprechend dem strammen Tourprogramm war der Umbau auf der Bühne ratz fatz erledigt. Das Licht ging aus, das Intro erklang und unter lautem Jubel der Fans enterten Sepultura die Bühne. Mit „I Am The Enemy“, „Phantom Self“ und „Kairos“ schwang das Quartett direkt von Anfang an die Thrash Keule und die Fans ließen die Nacken rotieren und das ganze Conne Island wurde zu einem großem Moshpit. Schon bei „Territory“ schien der Club zu explodieren und Sepultura heizten mit jedem Song die Stimmung weiter an. Die Spielfreude der Band ist einfach unglaublich und die Fans dankten es ihnen mit fliegenden Fäusten und Haaren. Wenn ihr ein Konzert besucht, beobachtet den Mann hinter der Schießbude, Eloy Casagrande. Das Drumming von Eloy ist nicht von dieser Welt, einfach unfassbar, was dieses „Monster“ hinter den Kesseln veranstaltet. Da erblasst selbst „Animal“ aus der Muppet Show vor Neid. Master Kisser glänzte mit jedem Solo doch vor allem bei „Iceberg Dances“ faszinierte der Ausnahmegitarrist mit seinen Qualitäten. Und auch Derrick und Paulo präsentierten sich an diesem Abend in Bestform, auch wenn soundtechnisch noch Luft nach oben war. Nach „Refuse/Resist“ und „Arise“ verließen die Brasilianer kurz die Bühne, um nach den anhaltenden „Sepultura–Sepultura“ Rufen dem Conne Island den endgültigen Todesstoß zu versetzen. „Slave New World“ und „Resistant Parasites“ läuteten den Abriss ein, bevor mit „Ratamahata“ und „Roots“ der Laden endgültig in Schutt und Asche gelegt wurde. Besser kann eine Tour nicht beginnen und die Vorfreude auf die nächsten beiden Tage stieg gewaltig.
Nach einer Mütze Schlaf ging es einmal quer durch Tschechien bis fast an die slowakische Grenze, nach Zlin. Kollegin Marion widmete sich auf der Tour hauptsächlich dem touristischen Aspekt, während meine Ambitionen ganz klar auf Metal und Sepultura ausgerichtet waren. Das Konzert in Zlin wurde, wegen der starken Nachfrage, in eine größere Halle verlegt und auch hier war die Show ausverkauft. Die osteuropäischen Fans sind immer super freundlich, höflich und am Einlass oder in der Halle sehr diszipliniert. Doch wehe wenn sie auf ihre Lieblingsband losgelassen. Dann geht der sprichwörtliche Punk ab und dies war auch in Zlin wieder der Fall.
Schon bei den Vorbands gab es kein Halten mehr. Bei Fit for An Autopsy war die Halle gut gefüllt und Goatwhore grunzten sich durch ihr Set vor einer brechend vollen Hütte und Satan hatte in Zlin leichtes Spiel. Auch Obscura wurden von den Fans brutalst abgefeiert.
Die Bühne in Zlin war, im Gegensatz zu Leipzig, mehr als doppelt so groß. Entsprechend viel Platz hatten Sepultura bei ihrem Auftritt. Und diesen nutzten sie auch reiflich aus. Der Sound und die Lichtshow waren perfekt abgestimmt und das schon bei der zweiten Show. Respekt und ein riesen Dank an die tolle Crew der Brasilianer, welche jeden Tag einen fantastischen Job liefern. Tschechen, Slowaken, Ungarn, Deutsche und Fans anderer Nationen zelebrierten in Zlin eine Metal Sause vom Feinsten.
Sepultura sind aktuell in der Form ihres Lebens. Das dachte ich letztes Jahr schon, doch dieses Jahr setzten sie noch einen drauf. Die Songs knallten aus den Boxen und die Harmonie und Spielfreude der Band übertrug sich direkt auf die Schädelschwinger. So schafften sie es direkt ab dem ersten Song, dass ihnen die Metalheads komplett aus der Hand fraßen. Rotierende Nackenmuskeln und fliegende Haare wohin man sah und auch Circle Pits gab es am laufenden Band. Mr. Kisser ließ die Matte kreisen und bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht, wie auch der Rest der Truppe.
Ging es am Vortag schon gut zur Sache, im Vergleich zu Zlin war Leipzig der reinste Kindergeburtstag. Ab „I Am The Enemy“ gab es kein Halten mehr. „Phantom Self“, „Kairos“, „Territory“ oder „Against“ und „Biotech/Policia“ wurden in die Menge gefeuert als gäbe es kein Morgen. Und auch ein kleiner spontaner Jam von Andreas ließ die Fans steil gehen.
Spielerisch sind Sepultura auf ihrem absoluten Zenit und feiern dieses Jahr auch noch ein Jubiläum. Zwanzig (!!!) Jahre Derrick Green als Sänger. Spätestens jetzt dürften einigen „Hatern“ die Gesichtsmuskeln entgleisen. Wer nun immer noch Max Cavalera hinterhertrauert hat den Schuss einfach nicht gehört.
Und auch in Zlin wurde mit „Slave New World“, „Resistant Parasites“, „Ratamahata“ und „Roots“ den Fans der Garaus gemacht. Die Show wird noch lange im Gedächtnis bleiben und die osteuropäischen Fans haben wieder einmal gezeigt, dass sich ein Ausflug für eine geile Show über die Grenze immer lohnt.
Doch nach Zlin war noch nicht Schluss, denn Budapest ist ja nur einen „Katzensprung“ (ca. 350km je nach Route) entfernt. Bei der Fahrt durch die Slowakei und Ungarn konnten wir feststellen, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen eher als „unverbindliche Fahrempfehlung“ zu verstehen sind. Bei Tempo 80, standen mindestens 100km/h auf dem Tacho, damit man nicht zum Verkehrshindernis wurde. Gebissträger sollten auf der Autobahn M1 nach Budapest „Superhaftcreme“ nutzen, denn den riesigen Kratern in der Straße konnte man auch trotz „Schlangenlinien“ fahren nicht entgehen und kein Zahn blieb auf dem anderen. Und auch eine Alkoholkontrolle mitten in der Pampa durfte wieder Mal nicht fehlen. Irgendwie ziehe ich Kontrollen an wie Scheiße die Fliegen.
Da ich Budapest kenne, richtete sich meine Aufmerksamkeit natürlich auf meine Metalgötter und das Barba Negra. Ich war selten in einem geileren Club mit so viel Atmosphäre. Ich kann jedem Budapest-Besucher ein Konzert im Barba Negra empfehlen.
Die Magyaren waren völligst entspannt und nach jeder Band wurde ausgiebig die Bar frequentiert, doch beim ersten Ton waren alle wieder direkt vor der Bühne versammelt. Fit For An Autopsie und Goatwhore wurden in Budapest massivst abgefeiert und auch für Obscura gab es den bis dato größten Zuspruch.
Und auch bei Sepultura ging vom ersten Ton an die Luzie komplett ab. Es wurde gebangt und gemosht bis zum Abwinken. Immer wieder wurden „Se-pul-tura/Se-pul-tura“ Rufe laut und das Quartett genoss sichtlich jede Minute auf der Bühne.
Dante Lucca, Mr. Kissers Guitar Tech zockte bei „Machine Messiah“ im Hintergrund die gleichen Akkorde wie der Meister selbst und grinste dabei diebisch vor sich hin.
„Inner Self“, „Refuse/Resist“ und „Arise“ ließen die Ungarn restlos ausrasten. Rufe nach „Roots Bloody Roots“ wurden immer lauter und zum Abschluss gaben Sepultura den Fans wonach diese lechzten. Nach dem obligatorischen Foto wurden noch Pleks und Drumsticks verteilt und die Brasilianer ließen sich von den Metalheads feiern.
Auf dem Weg durch die eiskalte Nacht begnete man immer wieder glücklichen Fans welche lauthals „Roots“ brüllten. So wurde Budapest der perfekte Abschluss meines ersten Tourteils.
In ein paar Tagen, am 02.03.2018 geht es, natürlich wieder in Osteuropa, in Bratislava weiter. Hier ist auch wieder mein/unser Freund und Sepultura Tourfotograf Gorka Rodrigo mit an Bord.
Freut euch auf geile Fotos und den zweiten Teil meiner ganz persönlichen Tourstory!
(Text: Sandra Baumgartl / Fotos: Marion Skowronski)
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