ZAKK WYLDE – Solo Tour 2016
Samstag, 18.06.2016 – München, Cirkus Krone
Support: Emirsian
Gitarren-Ikone ZAKK WYLDE wandelt derzeit auf Solo Pfaden und präsentiert live sein neues Album „The Book Of Shadows II“. Und so erschienen nicht nur die Anhänger der Black Label Society zahlreich am Samstag, 18.06.2016 im Münchner Cirkus Krone, um zu erleben, wie der bärtige und langzottelige Hüne zum Schmusetiger mutierte.
Pünktlich um 19:00 Uhr öffnete der Cirkus Krone seine Tore und es gab den ersten Aha-Moment, als der Blick in das komplett bestuhlte Rund schweifte. Für den eingefleischten Rockfan, welcher sich in jeder Arena Stehplatztickets im Infield sichert, wohl ein ganz neues Erlebnis. So saßen die harten Rocker, meist völlig entspannt, mit einem Bier in der Hand in der Manege und harrten der Dinge, die auf sie zukommen sollten. Ein Bild, welches man so nicht jeden Tag auf einem Rockkonzert zu sehen bekommt.
Kurz nach 20:00 Uhr erschien ein Typ mit einer Gitarre auf der Bühne, pflanzte sich auf einen Hocker und fing an zu klimpern und in einer osteuropäischen Sprache wehmütig zu singen. Er stellte sich dann als Emirsian vor und erzählte, er sei gebürtiger Armenier und erst ganz kurzfristig gefragt worden, ob er den Supportpart für Zakk Wylde übernehmen könnte. Emirsian oder mit richtigem Namen, Aren Emirze, ist kein Unbekannter in der musikalischen Landschaft. Wenn er nicht mit seinem Soloprojekt Emirsian auf Tour ist, tobt er mit den Frankfurter Noiserockern von Harmful durch die Gegend. Sein musikalisches Set war stark geprägt von seinen armenischen Wurzeln, voller Folklore und Schwermut. Dies war dann doch dem ein oder anderen Black Label Anhänger zu viel des Guten und ein Großteil der Fans versammelte sich im Vorraum und zischte noch ein, zwei helle Blonde oder ließ seiner Nikotinsucht freien Lauf.
Als Zakk die Bühne betrat, wurde er lautstark von seinen Fans begrüßt und mit einer fast 10-minütigen Version von „Sold my Soul“ eröffnete er den eher beschaulichen als rockigen Abend. Wer „The Book Of Shadows II“ kennt, der wusste, dass er keine BLS Kracher wie „Fire It UP“ oder „Suicide Messiah“ zu erwarten hatte. Und so lauschten seine Anhänger andächtig den ruhigen, leisen und oft nachdenklichen Tönen zu Songs wie „Autumn Changes“, „Tears Of December“, „Road Back Home“ oder „Yesterday’s Tears“. Und natürlich ließ es sich der Meister nicht nehmen zwischendurch mit saftigen Soli zu glänzen und zu zeigen, was er wirklich drauf hat. Dabei dudelte er sein Griffbrett hoch und runter, spielte die Axt hinter dem Kopf oder mit den Zähnen. Und auch wenn Zakk auf Solo Pfaden wandelte, so hatte er doch seine BLS Brüder „JD“ DeServio am Bass, Dario Lorina hauptsächlich am Piano oder an der Akustik Gitarre und Jeff Fabb hinter den Kesseln an seiner Seite. Als Zakk das Piano bei „The King“ übernahm und hingebungsvoll diese einmalig schöne Ballade ins Mikro hauchte, zeigte der Rauschebart, dass in der harten Schale ein verdammt weicher Kern steckt und Dario bewieß beim kurzen Solo, dass er die Klampfe ebenso beherrscht wie sein Meister. Bei dem Stück dürfte manchem Rocker vor lauter Gänsehautschauern das Bier in der Hand übergeschwappt sein.
Doch trotz aller „Schmuseatmosphäre“ kam auch einmal ordentlich Bewegung in den Laden, als Zakk kurzerhand die Axt packte, von der Bühne kletterte und quer durch die Manege die Runde drehte um mitten zwischen den Fans seine Soli zu spielen. Er schüttelte Hände und gab einfach den netten Bikerkumpel von nebenan. Seine Black Label Label Family dankte es ihm mit frenetischen Applaus. Als Zakk seine Bandbrüder aus den unterschiedlichen Black Label Chaptern noch einzeln vorstellte ging es auch schon dem Ende entgegen. Mit „Sleeping Dogs“ ging ein Rockkonzert der etwas anderen Art vorüber.
Mit seiner Solo Tour „The Book Of Shadows II“ zeigte uns der Ausnahmegitarrist eine komplett andere musikalische Seite. In jedem noch so harten Rocker steckt irgendwo, manchmal tief verborgen, ein weicher Kern. In seinen gefühlvollen Songs bringt Zakk Wylde diesen Kern an die Oberfläche. Und wir können nur sagen, wir haben jeden Moment davon genossen.
Text+Fotos: Sandra Baumgartl