TESTAMENT – The Bay Strikes Back Tour 2020
Freitag, 21.02.2020 München Backstage Werk
Support: EXODUS, DEATH ANGEL
Wenn sich drei legendäre Thrash-Schwergewichte wie TESTAMENT, EXODUS und DEATH ANGEL in München die Ehre geben, konnte dies nur „ausverkauftes Haus“ für das Backstage bedeuten. Kein Wunder also, dass am Freitag, den 21.02.2020 die Fans bereits zahlreich pünktlich zum Einlass um 18:00h das Werk stürmten.
DEATH ANGEL (Mark Osegueda – vocals / Rob Cavestany – guitar / Ted Aguilar – guitar / Damien Sisson – bass / Will Carroll – drums) gaben schon 2017 den Anheizer für TESTAMENT und auch in München erledigten sie ihre Aufgabe wieder mit Bravour. Mit „Humanicide“ stiegen die Jungs in ihr Set ein und schraubten die Temperatur im Backstage gefühlt direkt auf 666 Grad.
Das Quintett ist live einfach eine Bank und dies bewiesen sie auch wieder an diesem Abend. Rampensau Mark Osegueda wurde nicht müde wie wild über die Bühne zu fegen und seine lange graue Matte zu schütteln. Flitzefinger Rob Cavestany beackerte die Saiten, dass einem schwindelig wurde, während Ted Aguilar das Ganze wieder etwas ruhiger anging, allerdings spielerisch Cavestany in nichts nachstand.
Bassist und Frohnatur Damien Sisson suchte wie immer den Kontakt zu den Fans und grinste voller Spielfreude mit seinen Bandkollegen um die Wette. „Voracious Souls“, „Claws In So Deep“, oder das bärenstarke „Aggressor“ heizten die Stimmung weiter an. Bei „The Moth“ liefen dann die Schädelschwinger zu absoluter Hochform auf und man bekam eine Ahnung davon, was im weiteren Verlauf des Abends noch passieren würde.
Nachdem DEATH ANGEL schon für ordentlich Schwung in der Bude sorgten, hatten anschließend EXODUS (Steve „Zetro“ Souza – vocals / Gary Holt – guitar / Lee Altus – guitar / Jack Gibson – bass / Tom Hunting – drums) leichtes Spiel. Die „Zehn kleinen Jägermeister“ von den Toten Hosen läuteten den Gig von EXODUS ein und die Urgesteine ließen von Beginn an nichts anbrennen.
Mit „Body Harverst“, „Blood In, Blood Out”, “Deliver Us To Evil” und “Fabulous Disaster“ gingen EXODUS direkt in die Vollen und wurden von den Fans frenetisch abgefeiert. Gary Holt fügte sich wieder perfekt in die Band ein als wäre er nie weg gewesen und schredderte mit Lee Altus zusammen als gäbe es kein Morgen.
„Zetro“ tobte wie ein Derwisch über die Bühne und nur Bassist Jack Gibson blieb wieder der Ruhepol, ließ aber hin und wieder die lange Lockenpracht fliegen.
Der Sound war brachial und spätestens bei „Bonded by Blood“ war kollektives Ausrasten angesagt, bevor die Headbanger anschließend noch den „Toxic Waltz“ tanzten.
Im Nebenraum schlürften unterdessen einige Durstige ein Bierchen, daddelten auf ihren Smartphones oder stöberten am Merchandise Stand. Dazwischen lungerte Ted Aguliar Saitenhexer von DEATH ANGEL fasst völlig unerkannt herum. So hackebreit kann man doch gar nicht sein, um nicht zu wissen welcher Ausnahmemusiker da neben einem steht?
Während ich mich noch über die Ahnungslosigkeit der sogenannten „Fans“ wundere beendeten EXODUS ihr Set mit „Strike Of The Beast“ und hinterließen nichts als verbrannte Erde.
Nach diesem fetten Abriss übernahm Oberhäuptling Chuck Billy das Zepter. Gewohnt souverän thrashten TESTAMENT (Chuck Billy – vocals / Alex Skolnick – guitar / Eric Peterson – guitar / Steve DiGiorgio – bass / Gene Hoglan – drums) durch ihr Set. Dabei verließen sich die Haudegen nicht nur auf ihre alten Klassiker, sondern gaben auch Songs der letzten 2-3 Platten Raum auf der Setlist.
Dass die Jungs technisch und spielerisch über jeden Zweifel erhaben sind, daran ließen sie auch an diesem Abend keinen Zweifel. Hier saß jedes messerscharfe Riff von „Ladies Darling“ Alex Skolnick und von Eric Petersen und auch Bassist Steve DiGiorgio zeigte seine ganze Klasse.
Gene Hoglan hinter seiner Schießbude zu beobachten war eine wahre Freude und auch Chuck Billy zeigte sich wieder verdammt gut gelaunt und nutzte seinen tragbaren Mikroständer wieder zum ausgiebigen Luftgitarrenspiel.
Mit “Practice What You Preach“, und „Over the Wall“ mobilisierten TESTAMENT die letzten Kraftreserven bei den Fans, bevor mit “Disciples of the Watch“ ein genialer Thrash Abend sein Ende fand.
Seit Anfang der 80er Jahre lärmen DEATH ANGEL, EXODUS und TESTAMENT durch die Gegend und haben bis heute nichts von ihrer Klasse und Spielfreude verloren. EXODUS mit Gary Holt-Bonus waren in München vielleicht einen Tacken besser als TESTAMENT, doch nichts desto trotz lieferten alle drei Bands ein fettes Thrash Metal Brett zum Niederknien. In dieser herausragenden Form darf man noch eine Menge von den Altmeistern erwarten.
Text+Fotos: Sandra Baumgartl