Suicidal Angels – Division of Blood Tour 2016
Freitag 21.10.2016 München, Backstage Halle
Support: Mortillery, Evil Invaders, Skull Fist
Was kann es Schöneres geben, als das Wochenende mit einer zünftigen Thrash Sause einzuläuten? „Nichts“, wird der Metalhead jetzt sagen und deshalb strömten zahlreiche langhaarige Kuttenträger am Freitag, 21.10.2016 in unseren Lieblingsladen, dem Münchner Backstage, um sich einen Abend lang ordentlich die Kälte aus den Knochen zu schütteln.
Wer meinte, pünktlich in die Halle zu kommen, der verpasste schon einen Teil vom ersten Auftritt und zwar den von Mortillery. Die Kanadier mit der stimmgewaltigen Frontfrau Cara McCutchen heizten dem Backstage schon ordentlich ein und gaben einen kleinen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Wer mit seinem Hintern nicht an der Couch klebt und öfter mal ein Live-Konzert besucht, dem dürften Mortillery noch gut in Erinnerung sein, eröffneten sie doch im Jahre 2014 schon für Sepultura. Die vielen Touren haben der Band sichtlich gut getan und von den leichten Unsicherheiten von damals ist nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, Cara nutzte ihr Organ und ihre Reize um die anwesenden Fans in Wallungen zu bringen. Gitarrist Alex Gutierrez erinnerte nicht nur optisch an den jungen Kirk Hammet, sondern stellte auch ständig unter Beweis, dass er seine Klampfe aus dem FF beherrschte. Ein klasse Auftakt für diesen Abend.
Nach einer kurzen Umbaupause enterten die Evil Invaders die Bretter. Die Belgier gaben ordentlich Speed und zogen immer mehr Headbanger vor die Bühne. Old School Thrash Metal dröhnte aus den Boxen und in der ganzen Halle kreisten die langen Matten. Treibende Rhythmen wechselten mit melodischen Parts und die ersten kleinen Moshpits konnten die Evil Invaders für sich verbuchen. Das ständige Trommelfeuer verlangte den Fans schon einiges ab und so war es nicht verwunderlich, dass in der Pause die Bar stark belagert wurde.
Nachdem der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen wurde, ging es munter weiter. In der Halle wurde es jetzt richtig voll, obwohl der Headliner noch gar nicht auf der Bühne stand. Der nächste Part ging an Skull Fist. Und was die Jungs boten, war einfach aller erste Sahne. Die Kanadier feuerten ein wahres Thrash Feuerwerk ab und im Backstage gab es jetzt kein Halten mehr weder vor noch auf der Bühne. Die Meute rastete komplett aus und auch das Quartett tobte wie wild durch die Gegend. Zach Slaughter röhrte sich die Seele aus dem Leib und suchte ständig den Kontakt zu den Fans. Seine Klettereinlagen an den Lichttraversen an der Decke wurden lautstark bejubelt. Sieht man ja auch nicht alle Tage bei einem Konzert, dass sich ein Sänger wie ein Affe an der Decke entlanghangelt. Die Gitarrenfraktion feuerte aus allen Rohren, egal ob im Stehen oder liegend auf dem Boden, die Jungs hatten es einfach drauf. Der Spaß- und Unterhaltungsfaktor bei diesem Gig war wahnsinnig hoch und dabei wurde auch noch geilster Speed- und Heavy Metal im Stil der 80er Jahre geboten. Jedem im Saal durfte nach diesem Auftritt klar geworden sein, dass es die Suicidal Angels nach diesem fetten Brett schwer haben würden, noch einen drauf zu setzen.
Noch einmal kurz Luft schnappen und dann ging es zurück ins Geschehen. Wer die Suicidal Angels schon live erleben durfte, der wusste um die brachiale Gewalt ihrer Konzerte. Doch wie schon vermutet, konnten sie an diesem Abend ihrem Support Skull Fist nicht das Wasser reichen. Auch schien es nicht mehr ganz so voll in der Halle zu sein wie zuvor bei Skull Fist. Mit „Capital Of War“ vom aktuellen Album „Divisions Of Blood“ gingen die Angels gleich in die Vollen und legten mit „Bloodbath“ und „Bleeding Holocaust“ noch eine Schippe drauf. Gitarrist und Schreihals Nick Melissourgos schaute grimmig in die Menge und feuerte diese an. Und so bildeten sich immer wieder kleine Moshpits und Walls of Death. Die Band pflügte sich wie eine Urgewalt durch ihr Set, messerscharfe Riffs gab es im Akkord und die Hartwurster vor der Bühne ließen die Rüben kreisen. „Seed Of Evil“ wurde lauthals von ihren Anhängern mitgegrölt, ebenso wie der Kracher „Reborn In Violence“. Bei „Moshing Crew“ enterten wieder einige Fans die Bühne und bangten mit den Griechen um die Wette. Mit „Apokathilosis“ ging ein geiler Thrash Abend zu Ende. Und doch war dies nicht der Auftritt, den man von den Suicidal Angels erwartete. Irgendwie fehlte dieses Mal das gewisse Etwas. Aber nichts desto trotz lieferten die Herren eine gute Vorstellung.
Wer auf Old School Thrash Metal steht, der kommt an den Suicidal Angels nicht vorbei. Das die Griechen dabei das (Thrash)Rad nicht neu erfinden, dürfte auch klar sein. Aber wer es ordentlich auf die Zwölf mag, ist bei den Suicidal Angels gut aufgehoben.
Text: Sandra Baumgartl