Slayer – The Final World Tour
Donnerstag, 29.11.2018 München, Olympiahalle
Support: Obituary, Anthrax, Lamb of God
Anfang des Jahres kündigten die Thrash Giganten von Slayer ihre Final World Tour an, eine Nachricht die jedem Metaller das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Hardcore Fans trugen allerdings schon im Jahre 2013 mit dem Rauswurf von Dave Lombardo und dem Tod von Gitarrist und Gründungsmitglied Jeff Hannemann die Band zu Grabe. Doch Tom Araya und Kerry King ließen sich nach diesem schweren Schicksalsschlag nicht aus der Bahn werfen. Mit Gary Holt und on-off Drummer Paul Bostaph reanimierten sie Slayer, um dann fünf Jahre später doch das endgültige Aus zu verkünden!
Bereits um 18:15 Uhr enterten Obituary am Donnerstag, 29.11.2018 die Bühne und bliesen den schon anwesenden Fans ein fettes Death-Brett durch die Lauscher. Vor fast leeren Rängen ließen Wallemähne John Tardy und seine Mannen keinen Zweifel daran, dass sie zwar zu einer der besten Bands des Genres zählen, aber ihre Stärken auf Grund ihres kurzen Sets an diesem Abend leider nicht ausspielen konnten. Denn bereits nach knapp dreißig Minuten war schon wieder Schluss.
Schon zu diesem Zeitpunkt wurde klar, Slayer überließen bei der Final World Tour nichts dem Zufall. Minutiös durchgeplant, lief die Maschinerie auf Hochtouren und es ging Schlag auf Schlag mit Anthrax weiter. Anthrax, selbst Thrash-Legenden und Teil der „Big Four“, präsentierten sich wieder einmal in Hochform. Mit „Caught In A Mosh“ ließen Anthrax keinen Zweifel daran, wo der Hase an diesem Abend langlief. Sänger und Frohnatur Joey Belladonna tobte mit einem fetten Grinsen im Gesicht über die Bühne und auch Axtschwinger Scott Ian und Frank Bello ließen ihrer Energie freien Lauf. Die Fans in der Halle kamen immer mehr in Wallungen und ließen die Nackenwirbel rotieren. Warum Anthrax nicht den Slot des Co-Headliners auf dieser Tour belegten, wird wohl ein Rätsel bleiben.
An Lamb of God schieden sich danach die Geister. Der Sound ballerte fett aus den Boxen und auch die Lichtshow ließ keine Wünsche offen. Einige junge Fans starteten ab „Walk With Me In Hell“ immer wieder kleine Moshpits. Und obwohl Fronter und Schreihals Randy Blythe wie ein Känguruh auf Dopamin über die Bühne sprang, klinkte sich der Oldschool-Thrash-Fan an dieser Stelle komplett aus. Die „Slayer-Nation“ ließ Lamb of God deutlich spüren, dass sie als Co-Headliner die klassische Fehlbesetzung waren. Doch statt einen Versuch zu starten, die Fans auf ihre Seite zu ziehen und sich den Arsch abzuspielen, stänkerte Gitarrist Mark Morton gegen die eingefleischten Slayer Fans in der ersten Reihe, überschüttete diese mit einem Becher Bier und provozierte immer weiter im Verlauf der Show. Ein derart unprofessionelles Verhalten ist nicht zu entschuldigen und eines Co-Headliners unwürdig.
Der anschließende Abgang von Slayer hatte schon etwas Dramatisches. Die Bühne wurde mit einem schwarzen Vorhang verhüllt, und während zum Intro „Delusions Of Saviour“ das Bandlogo und umgedrehte Kreuze auf den Vorhang projiziert wurden bevor dieser fiel,enterten Slayer mit riesigen Feuerfontänen im Rücken die Bühne. Mit einer spektakulären Lichtshow boten Slayer ein audiovisuelles Spektakel von der ersten bis zur letzten Minute. Schon beim Opener „Repentless“ schien die Olympiahalle zu explodieren und Slayer befeuerten die beginnenden Moshpits weiter mit „Blood Red“, “Disciple“ und „Mandatory Suicide“. Wer Slayer kennt weiß, dass sie keine Freunde großer Worte sind, sondern lieber die Musik für sich sprechen lassen. Das Quartett ballerte sich mit „War Ensemble“ und „Jihad“ weiter brachial durchs Set und ließ den Fans keine Verschnaufpause. Tom Araya’s Gekeife, die rasiermesserscharfen Riffs von Kerry King und Gary Holt und auch die knackigen Double-Bass-Attacken von Paul Bostaph donnerten druckvoll und glasklar aus den Boxen. Hier wurde richtig geklotzt und nicht gekleckert. „Postmorten“, „Black Magic“, „Seasons In The Abyss“, „Dead Skin Mask“ und „Hell Awaits“ entfachten die ultimative Thrash-Apokalypse. Und mit „South of Heaven“, „Raining Blood“ und „Chemical Warfare“ wurde die Olympiahalle endgültig in Schutt und Asche gelegt. Beim abschließenden „Angel Of Death“ mit Hannemann-Banner im Hintergrund, wurde auch dem letzten noch lebenden Fan der Garaus gemacht.
Slayer treten ab, wie es sich für Thrash-Titanen gehört – mit einer lauten und spektakulären Show. Zweifellos bedeutete dieser Abend für viele Fans das Ende einer Thrash-Ära. Seit ihrer Gründung im Jahre 1981 avancierten Slayer zu einer der einflussreichsten Bands ihres Genres. Was bleibt sind zwölf Alben und unzählige Live-Aufnahmen. Und wer weiß, vielleicht gibt es doch irgendwann ein Wiedersehen!
(Text+Fotos: Sandra Baumgartl)