Paris – alleine schon der Name der Stadt schmilzt wie Butter auf der Zunge. Unzählige Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise der Eiffelturm, Louvre, Champs-Élysées oder der Arc de Triomphe warteten nur darauf entdeckt zu werden, doch Hauptgrund unseres Besuches war die Show von Sepultura im Bataclan, welches durch den Terroranschlag am 13.11.2015 traurige Berühmtheit in der ganzen Welt erlang.
Gemeinsam mit meiner Freundin und Sound-Infection Kollegin Marion ging es am Freitag, den 24.02.2017, mit meinem „SepultalliCar“ Richtung Westen. Die alte Karre brachte uns ohne zu mucken (auch wenn die Radlager schon Geräusche machten als wären wir mit einem Panzer unterwegs) und immer noch ohne funktionierende Heizung, in die französische Hauptstadt. Schon die Schlüsselsuche vom privat gemieteten Parkplatz entpuppte sich als kleine „Schnitzeljagd“ und machte Lust auf mehr. Der zwanzigminütige Fußmarsch zum Hotel war nach der langen Fahrt eine Wohltat und anschließend ging es mit der Metro direkt hinein ins Herz der Stadt, auf den Champs-Élysées. Die Dämmerung tauchte den Arc de Triomphe (größter Torbogen der Welt) am Place de l’Étoileoberhalb der Champs-Élysées in ein weiches Licht und gab der Szenerie eine ganz besondere Atmosphäre. Trotz massivem Aufgebot an schwerbewaffneten Polizisten fühlten wir uns zu keiner Zeit unsicher, weder nachts auf den Straßen noch in der Metro.
Auch den Samstag verbrachten wir komplett im „Tourimodus“. Ich war mindestens schon vierzehn Mal in dieser tollen Stadt und doch gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken. Auf dem Programm standen der Eiffelturm, eine Schifffahrt auf der Seine bis Notre Dame, eine zweistündige Bustour vorbei am Louvre und anderen Sehenswürdigkeiten. Den Abend ließen wir in einer der unzähligen gemütlichen Brasserien bei einem guten Essen und dem ein oder anderen Cocktail ausklingen. Gorka wollte eigentlich an diesem Samstag von Madrid geflogen kommen. Doch „unser“ Tourfotograf zog es vor mit der Band im Tourbus auf „Kuschelkurs“ zu gehen und bekam dadurch auch noch die Show in Toulouse als Zugabe, der Glückliche!!
Während wir am Sonntag Vormittag den weltberühmten Friedhof Pére Lachaise besuchten, trafen Gorka und Sepultura gegen 12:00 Uhr am Bataclan ein. Die Sicherheitsvorkehrungen waren enorm. Alleine Gorka benötigte drei AAA-Pässe um in jeden Bereich des Bataclan zu kommen. Der Friedhof Pére Lachaise, auf dem wir derweilen unterwegs waren, ist mit seinen alten Gruften und Gräbern absolut sehenswert und mittlerweile auch ein Besuchermagnet. Vor allem die letzten Ruhestätten von Jim Morrison oder Edith Piaf zogen die Fans magisch an und auch wir statteten dem Doors Frontmann einen Besuch ab. Auf dem Weg über den Friedhof kamen wir zufällig an einem Grab vorbei, welches uns tief berührte und Gänsehautschauer über den Rücken jagte. Mit frischen farbenprächtigen Blumen geschmückt und vielen Fotos welche ein junge, fröhliche Frau zeigten, wurde einem bewusst, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Mit einundzwanzig Jahren wurde das Mädel völlig sinnlos aus dem Leben gerissen und fiel dem Anschlag im November 2015 zum Opfer. Unvorstellbar und doch kranke Wirklichkeit.
Das Bataclan war am Abend ausverkauft und schon zwei Stunden vor Einlass bildete sich eine lange Schlange vor der Tür. Einige Fans harrten seit der Mittagszeit dort aus. Es war ein sehr eigenartiges Gefühl, nach der strengen Personenkontrolle, die Halle zu betreten. Das Bataclan wurde nach den Anschlägen komplett renoviert und doch dachte man dauernd daran, welche Dramen sich an diesem 13.11.2015 hier wohl abgespielt hatten. Ich habe mich mit vielen Besuchern des Konzerts unterhalten und jeder hatte die gleichen Gedanken und Bilder im Kopf. Doch als es endlich losging, war aller Schrecken komplett vergessen. Aborted versetzten die Headbanger schon ordentlich in Bewegung und brachten den Laden auf Temperatur. Soilwork knüpften nahtlos an den tollen Auftritt an und ließen ebenfalls nichts anbrennen. Vor der Tour ging die Band fast komplett an mir vorbei, doch diese Jungs, vor allem Sylvain Coudret, Ronny Gutierrez and Taylor Nordberg (Taylor und Ronny waren extra für die Tour für David and Markus eingesprungen) spielten sich mit jedem Gig immer mehr in mein Herz und so brüllte ich jeden Song lauthals mit. Bei Sepultura gab es dann kein Halten mehr. Die Brasilianer sprühten vor Spielfreude und man merkte ihnen in jeder Minute ihres Sets an, wie sie ihren Auftritt im Bataclan genossen. Die Songs hämmerten astrein aus den Boxen, von den Unsicherheiten bei den ersten Gigs war keine Spur mehr vorhanden. Sepultura wurden abgefeiert, als gäbe es kein Morgen. Einfach Wahnsinn wie die Energie des Quartetts von der ersten Minute an auf die Fans überschwappte. Bei Kreator ging die Party dann nahtlos weiter. Dies war das Beste und wohl intensivste Konzerterlebnis der kompletten Tour, ein Abend welcher noch lange in Erinnerung bleiben würde.
Eine Woche später am Samstag, 04.03.2017 ging es dann zur vorerst letzten Show nach Essen, dem „Heimspiel“ von Kreator. Die Grugahalle war an diesem Abend nicht ausverkauft, doch feierten ca. 6.000 Headbanger die Lokalmatadore frenetisch ab. Hatte man vor der Show noch die Befürchtung, dass es die anderen drei Bands schwer haben würden, konnten die Bedenken schnell beiseite geschoben werden, waren doch der Großteil der Fans nicht nur wegen Kreator angereist, sondern zelebrierten eine fette Metal Sausse von der ersten Minute an. Die Show in Essen war für alle vier Bands ein würdiger Abschluss der Tour, sieht man von den folgenden zwei Konzerten in Russland einmal ab.
Selten hatte ich so viel Spaß auf einer Tour, vor allem den Shows zusammen mit unserem „Lieblingsfotografen“ Gorka, vielen Dank dafür. Gorka – Du warst mit Abstand der beste „Heizungsregler“, den ich je in der Karre sitzen hatte. Danke auch an die vielen netten Gestalten, welche ich unterwegs getroffen und kennengelernt habe. Ein besonderer Dank geht an die komplette Crew von Sepultura und natürlich auch an die Crews der anderen Bands, die jeden Abend einen perfekten Job abgeliefert haben. Nach acht Winter-Shows und mehr als 8.000 gefahrenen Kilometern habe ich noch lange nicht genug von Sepultura, im Gegenteil, die Vorfreude auf den Juni steigt von Tag zu Tag, denn dann bin ich „on the road again.“
(Text: Sandra Baumgartl )
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