Ohrenfeindt – Zwei Fäuste für Rock’n’Roll Tour 2017
Freitag, 28.10.2017 München, Backstage
Support: Schreiber
Wie lässt man eine harte Arbeitswoche rockgerecht ausklingen? Ganz einfach, man startet in das Wochenende mit einem feinen Konzert im Münchner Backstage. Am Freitag, den 28.10.2017 brachten die Nordlichter von Ohrenfeindt mit ihrem „Vollgas-Roggenrohl“ die Bayern ganz schön ins Schwitzen.
Der Abend stand ganz im Zeichen von Deutsch-Rock, denn auch die Support-Band Schreiber setzte komplett auf die Muttersprache. Das Quartett legte druckvoll los und treibende Gitarrenriffs und ein grooviger Sound kamen beim Münchner Publikum gut an, auch wenn die Reaktionen auf Ansagen von Sänger Christian Schreiber am Anfang eher spärlich ausfielen. Doch je länger die Band spielte umso mehr konnte man beobachten wie sie die Fans in ihren Bann zogen. Sogar Rufe nach einer Zugabe wurden laut, obwohl das Set noch gar nicht beendet war. Die Texte von Schreiber sind mitten aus dem Leben gegriffen, rau und ehrlich und genau so klingt auch ihr Sound. Fronter Christian Schreiber überzeugte nicht nur mit seiner starken Stimme, sondern unterstrich auch eindrucksvoll mit seiner Mimik und Gestik jeden Song. Schreiber sind eine tolle Live-Band und stimmten die Fans ordentlich auf den Headliner ein.
Nach einer kurzen Umbaupause enterte das „Trio Infernale“, schon sehnsüchtig von den Fans erwartet, die Bühne. Mit „Zwei Fäuste für Rock’n‚ Roll“, dem Titelsong vom gleichnamigen Album, erweckten Ohrenfeindt die Münchner Fans aus dem Herbstblues und brachten direkt einiges an Bewegung in die Halle. Unterstellt man den Norddeutschen immer eine kühle Mentalität und Wortkargheit, so bewiesen Ohrenfeindt, genau das Gegenteil. Laut und mit viel Temperament auf der Bühne wissen die Jungs das Publikum zu unterhalten. Pierre „Keule“ Blesse sprang wie ein Derwisch über die Bühne und zauberte dabei geniale Gitarrenriffs aus dem Ärmel. Chris Laut, Frontröhre und Flitzefinger am Bass, hatte immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und ein schelmisches Grinsen im Gesicht. Und auch Andi Rohde hinter der Schießbude ließ seiner Spielfreude freien Lauf. Dass Ohrenfeindt „Zum Rocken geboren“ sind, stellten sie in jeder Minute ihres Sets eindringlich unter Beweis bevor dem „Rock’n’Roll Sexgott“ im Testosteron geschwängerten Backstage gehuldigt wurde. Doch bei allem Spaß und Geblödel zeigten die „harten Rocker“ auch ganz viel Herz als sie einen ganz besonderen Gruß und Dank an ihre Fans mit Handicap richteten, welche viele Strapazen auf sich nehmen um ihre Helden live auf der Bühne zu erleben. Ganz besonders am Herzen lag Chris die Botschaft, dass jeder Mensch ein Recht zum Zugang auf Wasser habe und wer derselben Meinung sei, könne dies mit einer Spende an „Viva con Agua“ unterstützen. Und auch für das Kinderhospiz „Sternenbrücke“ rief Chris zu Spenden auf, denn es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Eltern ein Kind verlieren. Spendendosen waren am Merchandise-Stand zu finden und im letzten Jahr kamen so mehr als 3.000 Euro für den guten Zweck zusammen. Nach so viel Ernsthaftigkeit wurde die Frage geklärt, welcher Stadtteil von München der Schönste sei und da man sich nicht einigen konnte, hatte man einfach „…sein Herz an St. Pauli verloren.“ Chris verriet im anschließenden Song, dass er gerne ein „Rockstar“ wäre. Ob das mit dem „Ohrenfeindt“ als Zugabe klappte, durfte jeder für sich selbst entscheiden.
Die sympathischen Kiez-Rocker sind ein Garant für authentische Livekonzerte. Drei Vollblutrocker mit ganz viel Feingefühl, die jedes (Frauen)Herz im Sturm erobern. Wer kann da einem „Ohrenfeindt“ schon widerstehen?
(Text: Sandra Baumgartl)