Municipal Waste 2016 – live in München
Sonntag, 26.06.2016 – München, Backstage Club
Support: Skeleton Pit, Hammercult
Der Sonntag, 26.06.2016 stand im Münchner Backstage nicht nur im Zeichen der Fußball EM. Zahlreiche Besucher hatten sich, trotz bescheidenem Wetter, zum Public Viewing eingefunden, um der deutschen Mannschaft die Daumen zu drücken. Und zwischen all den Fußballfans, erspähte man die langhaarigen Kuttenträger, welche sich die Thrash-Drönung beim Konzert von Municipal Waste im Club geben wollten.
Als um 20 Uhr Skeleton Pit die kleine Bühne betraten, war schon eine erstaunliche Zahl an Nasen anwesend, um sich beim Gig des Trios langsam für die nachfolgenden Bands warmzulaufen. Die Aalener spielten schnörkellosen Old-School Thrash Metal und knallten den Fans ein fettes Brett um die Ohren. Und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass man schon lange Matten kreisen sah und sich kleine Moshpits bildeten. Mit ihren messerscharfen Riffs, dem fetten Bass und pfeilschnellen Soli erweckten Skeleton Pit den Eindruck, als kämen sie direkt aus der glorreichen Ära der Bay Area Anfang der Achtziger Jahre. Reife Leistung und ein perfekter Auftakt der Thrash Sause.
Im kleinen Club wurde es immer voller und die Party nahm jetzt ordentlich an Fahrt auf, als Hammercult die Bühne in Beschlag nahmen. Brüllwürfel Yakir röhrte sich die Seele aus dem muskulösen Leib und die Gitarren- und Bassfraktion schredderte sich durch das Set, als gäbe es kein Morgen. Die mittlerweile in Berlin ansässigen Israelis drückten während ihres kompletten Auftritts auf’s Gaspedal, dass einem Angst und Bange wurde. Yakir gönnte sich während der Soli immer einen kleinen Schluck aus der Wasserpulle, um dann umso wilder über die Bühne zu toben und mit seinem räudigen Gekeife alles in Grund und Boden zu kreischen. Einige Headbanger taumelten nach dieser Abrissbirne, schon schwer gezeichnet, Richtung Bar um den immensen Flüssigkeitsverlust, welcher beim verschütten des Bieres im Mosphit entstanden ist, wieder auszugleichen.
Und wer jetzt dachte „mehr geht nicht“, der machte die Rechnung ohne den Wirt – in diesem Falle Municipal Waste. Vor der Bühne wurde es jetzt richtig eng und die „Municipal Waste!“-Rufe hallten unaufhörlich durch den Club. Als der Fünfer die Bühne enterte gab es kein Halten mehr. Vom ersten Akkord an rasteten die Fans KOMPLETT aus. Moshpits am laufenden Band, Stagediver und Crowdsurfer flogen durch die Gegend und gefüllte Bierbecher schossen im Tiefflug durch die Luft, klebrige Hopfendusche in den ersten Reihen inklusive. Die Jungs beobachteten das wilde Treiben mit einem fetten Grinsen im Gesicht und feuerten ein Brett nach dem anderen aus dem Ärmel. Kurze, knackige Ansagen ließen keine Zeit zum Verschnaufen und so flogen die Matten und die Nacken waren in Dauerrotation bis zum Anschlag, dass man befürchtete Köpfe würden rollen. Schraubte sich doch Mancher beim Bangen die Rübe fast vom Kopf. D-Zug-gleich pflügte das Quintett durch sein Set und hinterließ nichts als Schutt und Asche. Einen kurzen „Schreckmoment“ gab es, als ein übermütiger Stagediver sich todesmutig von der Bühne in die Menge stürzte und komplett unglücklich mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Leicht benommen wurde er schnell von Fans und Secs aus dem wilden Getümmel gezogen. Ein Rettungswagen wurde zur Sicherheit herbeigerufen. (Großes Lob an die Backstage Mitarbeiter für die schnelle Reaktion (!!) und „Gute Besserung“ an den wackeren Recken). Gitarrenmonster Ryan Waste fragte mich ganz cool: „Is he alive?!“. Kurze Info an die Fans und es wurde weiter geprügelt. Obwohl einige Banger schon leichte Ausfallerscheinungen zeigten, kannten Municipal Waste keine Gnade und holten bei den Zugaben die letzten Reserven aus den ausgelaugten und abgekämpften Fans heraus, welche zum Teil auf die Bühne geklettert waren. Doch irgendwann geht auch die schönste und lauteste Party zu Ende und zombiegleich wankten einige Metalheads Richtung Bar um Schwankungen im Gang mit Promille auszugleichen.
Municipal Waste fackeln live ein wahres Thrash-Feuerwerk ab und der „Spaßfaktor“ ist bei ihren Konzerten extrem hoch. Wer einmal ordentlich Dampf ablassen will, um seine überschüssige Energie abzubauen, der sollte ein Konzert der Jungs besuchen. Moshen und Thrashen Til Death ausdrücklich erwünscht.
Text: Sandra Baumgartl