Ein Kommentar von Thomas Mendle
Muss es immer so sein, dass mit der steigenden Nachfrage nach einem Festival zwangsweise die Abzocke Einzug hält? Ist es etwa ein Gesetz des Kapitalismus, dass mit steigenden Preisen auch der Service immer schlechter wird? Es scheint so, auch wenn man sich noch so gegen die Erkenntnis sträuben mag. Wacken hat es Anfang/Mitte der 2000er Jahre vorgemacht. Immer größer wurde das Festival, immer teurer die Karten, immer dreister die PR-Behauptungen, immer anmaßender die Ordner und immer widerwärtiger die sanitären Anlagen.
Neuestes Beispiel: das bis dato idyllische und damit kultige Metal-Festival Metaldays in Slowenien. Stark steigende Preise haben sich schon durch die vergangenen Jahre gezogen wie ein roter Faden. Diesmal dagegen hat man noch einen drauf gesattelt: Wer die ersten Bands ab Samstag sehen und campen wollte durfte zusätzlich zur bereits gekauften Eintrittskarte noch einmal kräftig blechen. Aussage der ansonsten plan- und hilflosen Ordner: Festival starte erst am Montag. Komisch dass schon am Samstag Live-Musik dargeboten wird, wenn auch von Nachwuchskünstlern? Kostenpunkt: zehn Euro pro Nacht und Nase. Das Auto schlägt noch zusätzlich mit 30 Euro zu Buche. Macht bei Anreise am Samstagabend 70 Euro für zwei Personen. Ein zweifelhafter Gegenwert – angesichts der Tatsache, dass an sämtlichen Tagen die Mobiltoiletten spätestens am Abend bis über die Klobrille hinauf vollgesch… waren. Die finsteren sanitären Verhältnisse bemängeln die Besucher schon seit Jahren. Veränderung: Null.
Zu wenige Toiletten und nur eine Leerung am Tag – da kann man als Veranstalter ordentlich Geld sparen. Geld, das man dem Besucher an anderer Stelle aus der Tasche zieht. So zum Beispiel bei meinem Müllpfand. Auf der aufladbaren Festival-Geldkarte gelten die ersten zehn Euro einem Pfand für Müll, das man bei Abgabe eines Müllsacks wieder bekommt. So die Theorie. Mir hingegen wurde das bezahlte Müllpfand offenbar nicht auf die Karte aufgebucht – und damit zum Schluss auch nicht wieder ausbezahlt. Zehn Euro für nichts einbehalten also.
Da passt die auf Journalisten eintretende, pöbelnde Bühnen-Security gut ins Bild. Ob da billige Dorfschläger statt teuren, professionellen Personals angeheuert wurde, weiß nur der Veranstalter. Wundern würde es mich nicht.
Dass auf den Campgrounds von Seiten der Orga nicht vor den heftigen Gewitterstürmen gewarnt wurde, dass sich im Bereich der Second Stage kaum von Damen nutzbare Toiletten befinden und dass nur ausgewählten Journalisten erlaubt wurde, Marilyn Manson zu fotografieren – all das erscheint dabei eher wie eine Randnotiz.
Quo vadis, Metaldays? Hin zu einem Rummelplatz, zu dem nur noch peinliches Eventpublikum reist, statt der Metalheads, die das Festival groß gemacht haben? Fest steht, dass sich dieses einzigartige Open Air immer mehr wandelt. Und zwar nicht zum Guten. Ich bin gespannt, was die MD 2018 bringen. Für die treuen Fans – zu denen ich mich noch immer zähle – würde ich mir eine Trendwende wünschen.
Text: Thomas Mendle