Sound Infection: Hi Charlie – Schön, dich kennenzulernen! Ich lege gleich los mit meiner ersten Frage: Ich konnte nichts zur Bedeutung eures Bandnamens finden. Steht eine besondere Geschichte hinter eurem Namen?
Charlie: Hälsingland ist der Name unseres Landes. Es wird eigentlich Hellsingland geschrieben, aber unsere Interpretation geht mehrere hundert Jahre zurück. Die Story hinter dem Namen ist folgende: Als ich vor ein paar Jahren aus Stockholm herzog waren meine einzigen Freunde zwei sich erholende Drogenabhängige. Sie sind es natürlich nicht mehr. Sie erzählten mir diese verrückten Geschichten wie sie Drogen von Leuten in Wohnwägen kauften, mit Hunden und abgesägten Schrotflinten, genau wie in den Filmen. Ich sagte dann sowas wie „Wow, das ist richtiger Hälsingland Underground” und auf einmal dachte ich, es ist ein echt großartiger Name für eine Band welche ich gerade gründen wollte.
Sound Infection: Euer neues Album „Understanding Gravity“ hat einige Southern Blues and 70’s Einflüsse. Was hat euch zu dieser Entscheidung bewegt?
Charlie: Ich denke alle unsere Alben haben diesen Einfluss. Es ist nicht wirklich eine bewusste Entscheidung. Wir spielen einfach was rauskommt und jeder von uns 6 hat seinen spezifischen Sound in der Art wie wir unsere Instrumente spielen oder singen.
Sound Infection: Was hat euch beim schreiben und aufnehmen von „Understanding Gravity“ inspiriert?
Charlie: Wir durchliefen einige harte Zeiten, sowohl in der Band, als auch persönlich. Dies war ein großer Einfluss in der Art wie das Album erschienen ist. Es ist ein sehr konzeptgetriebenes Album, auf die Lyrics bezogen.
Sound Infection: … und trotzdem habt ihr immer eine positive Message in euren Songs. Was ist der Grund dafür?
Charlie: (lacht) Haha, haben wir das? Ich freue mich wenn du das denkst, aber wenn das der Fall ist, dann ist es nicht in irgendeiner Weise beabsichtigt. Ich denke wir können sogar richtig zynisch sein was manche Dinge anbelangt. Unsere Sicht auf die Welt, oder um genauer zu sein, die Idioten die die Show schmeißen, Banken, Präsidenten, die Öl Industrie, die Rüstungsindustrie, alle diese verdammten Kriegshetzer. Auf das bezogen ist unsere Sicht extrem zynisch geprägt. Aber gleichzeitig muss man natürlich auch die Hoffnung haben die Dinge zum Guten wenden zu können. Ansonsten könnten wir uns auch einfach zum sterben legen.
Sound Infection: Wenn ihr einen Song zu einem Film Soundtrack eurer Wahl aufnehmen könntet, was wäre eure Wahl? Welche Art von Film würde es werden?
Charlie: Ich hatte schon immer eine Schwäche für Gangster und Mafia Filme die in den 70’s in New York spielen. Das wäre sehr cool. Wahrscheinlicher wäre jedoch eher ein düsterer, schwedischer Film über das Leben auf dem Land oder etwas ähnliches.
Sound Infection: Was denkt ihr über das deutsche Publikum? Gibt es einen Unterschied zwischen schwedischen und deutschen Touring?
Charlie: Wie lieben das deutsche Publikum. Vor allem deswegen weil sie nicht so betrunken sind wie das schwedische Publikum manchmal ist. Es scheint allgemein ein größeres Interesse an Musik in Deutschland vorhanden zu sein als in Schweden. Natürlich mögen die Schweden Musik, doch zu oft ist diese einfach nur ein Hintergrundrauschen bzw. Grund sich zu betrinken. Auch zwischen dem deutschen und schwedischen Touring gibt es einen riesen Unterschied. Die meisten Veranstalter in Deutschland nehmen ihren Job sehr ernst und alles funktioniert einfach die meiste Zeit. Nicht alle schwedischen Veranstalter sind schlecht, denn es gibt viele sehr Gute, aber manchmal hat man einfach das Gefühl, sie brauchen die Band nur um Leute in den Club zu locken damit sie Bier trinken.
Sound Infection: Was war die lustigste oder merkwürdigste Situation die euch auf einer Tour passiert ist? Vielleicht etwas aus den frühen Jahren?
Charlie: Es passiert so viel verrücktes die ganze Zeit, da ist es schwer den Finger drauf zu legen. All die verrückten und speziellen Leute die man in diesem Business kennenlernt würden ein klasse Buch abgeben.
Sound Infection: Was sind eure Pläne für 2016?
Charlie: So viel wie möglich zu touren. So wie es aussieht hauptsächlich im Herbst, aber wir peilen auch ein paar Festivals im Sommer an.
Sound Infection: Werdet ihr uns in Deutschland besuchen?
Charlie: Ja, Deutschland ist definitiv eines unserer Hauptziele. Wir sind in unsere frühen Jahren viel durch Deutschland getoured, aber seit wir mit unserer deutschen Buchungsgesellschaft auseinandergegangen sind, ist es viel weniger geworden. Daher möchten wir es mit den deutschen Fans wirklich wieder gutmachen. Wir haben nun eine dänische Buchungsgesellschaft mit vielen großartigen Kontakten in Deutschland. Wir hoffen bald bei euch auftreten zu können.
Sound Infection: Gibt es spezielle Städte oder Veranstaltungsorte auf die ihr euch besonders freut?
Charlie: Vor ein paar Jahren haben wir auf der Abschlussparty den Münchener internationalen Film Festivals gespielt. Das war eine riesige open air Bühne mit tausenden Leuten und es war einfach gigantisch. Daher würden wir wahnsinnig gerne wieder in München spielen, in einem Club vielleicht. Berlin ist immer großartig. Außerdem gab es noch eine Reihe kleinerer Städte in denen wir ein klasse Publikum hatten. Lachammer, Luckenwalde, Minden Husum uvm.
Sound Infection: … mein letzte Frage: Möchtet ihr uns etwas erzählen was wir noch nicht über euch wissen? (lacht)?
Charlie: Unser Bassist, Martin Karlsson baut in seiner Freizeit retro Acrade-Automaten in seiner Garage. Er ist so ein Nerd und ich liebe ihn dafür. Patrik Jansson, unser Drummer ist außerdem ein richtig guter Blues Gitarrist. Er arbeitet ebenfalls an einem Solo-Projekt mit dem Namen „Patrik Jansson Band“. Unser Gitarrist Mats ist ein ernsthafter Weinsammler und Peter, unser zweiter Gitarrist ist einer der best belesensten Menschen die ich kenne. Das mag schwer zu glauben sein wenn man ihn auf der Bühne sieht wie er total den Verrückten spielt. Es ist wie einen Knopf zu drücken sobald er die Bühne betritt. Er erinnert sich im Anschluss auch an nichts mehr. Sehr faszinierend. Thomas, unser Keyboarder ist noch neu in der Band, daher kenne ich seine verborgenen Seiten noch nicht. Was mich betrifft, das wäre wohl meine lange Arbeit an Albumcovern anderer Bands. Viele Death- und Black Metal Bands wie Dissection, Marduk and stuff. But also The Cardigans and Backyard Babies.
Sound Infection: Vielen Dank für das Interview, Charlie – Wir sehen uns hoffentlich bald in München!
Charlie: Danke dir!
Interview: Marion Skowronski
Pressefoto: Andreas Sander