Exodus – Blood In Blood Out Tour 2016
Montag, 28.03.2016, – München, Backstage Halle
Support: Lost Society
Die Bay Area Thrash Veteranen von EXODUS ließen mit ihrer Tour „Blood In Blood Out“ kaum Zweifel aufkommen, welcher Sturm über Europas Clubs hereinbrechen sollte. Nackenmuskeln, die bis zum Bandscheibenvorfall rotieren, Circle Pits, Wall of Deaths und komplett ausgelaugte und zerstörte Fans waren auch in München zu erwarten. Dass die Backstage Halle an diesem Montag, 28.03.2016 komplett in Schutt und Asche gelegt werden würde, bezweifelte niemand, die Frage war nur, wie lange die Altmeister dafür brauchen würden…
Die erste Thrash Keule des Abends schwangen die jungen Finnen von LOST SOCIETY und brachten das Backstage schon ordentlich auf Betriebstemperatur. Die Fans standen dicht gedrängt vor der Bühne und ließen zu Songs wie „Brainded“, „Hollow Eyes“ oder „I Am The Antidote“ vom aktuellen Album des Quartetts die Matten fliegen. Sänger und Gitarrist Samy Elbanna tobte wie ein wilder Derwisch über die Bühne und growlte sich die Seele aus dem hageren Leib. Wuchtiger Sound und schnelle Riffpassagen dröhnten aus den Boxen und ließen die ersten Fans steil gehen. Nach ca. 45 Minuten war Schluss mit lustig und die Menge verteilte sich an der Bar oder füllte die Lungen mit Sauerstoff, um für die finale Zerstörung gerüstet zu sein.
Nach einer kurzen Umbaupause wurde die endgültige Verwüstung von EXODUS mit „Black 13“ eingeläutet. In der ausverkauften Halle wurde es jetzt richtig kuschelig. Über den Abflug von Rob Dukes durften sich die Fans in den ersten Reihen erfreuen, ohne Graben hätte Dukes wohl direkt auf die Köpfe der Fans und die Kameras der Fotografen gereihert. Bei Steve „Zetro“ Souza musste man sich darüber keine Sorgen machen. Vom ersten rasiermesserscharfen Riff an, hatten Exodus die wilde Meute komplett im Griff. Old School Fans fühlten sich direkt in ihre Jugend zurück katapultiert und ließen zusammen mit den Jungspunden ihrer Energie in wilden Circle Pits freien Lauf. Rotierende Matten, oder dass was davon übrig geblieben war, wohin man sah. Stagediver flogen im Akkord Richtung Bühne und forderten ihre „Opfer“. Ein Thrash Komzert ist halt kein Ponyhof, doch die hartgesottenen Fans nahmen größere und kleinere Verletzungen in Kauf und zelebrierten mit ihren Helden eine Thrash Messe vom Feinsten. Ein kurzer Gruß mit „Salt The Wound“ an Kirk Hammet und weiter ging es mit brachialer Gewalt im Set.
Luft zum Atmen blieb in der Halle kaum noch, Platz zum Bewegen schaffte man sich nur im Circle Pit und der Schweiß hing nicht nur in jeder Kutte und jedem Shirt, sondern schien auch direkt von der Decke und der Bühne zu tropfen. Zetro pflügte mit einem fetten Grinsen im Gesicht über die Bühne und auch der Rest der Band strotzte vor Spielfreude. Einzig Bassist Jack Gibson mimte den Unnahbaren und malträtierte seinen Bass ohne eine Miene zu verziehen. Zetro gedachte der Opfer von Belgien und der gestreckte Mittelfinger ging mit „Children Of A Worthless God“ an die Terroristen dieser Welt. Ein besonderer Moment war, als die Band Lemmy die Ehre erwies und durch die Halle „Lemmy“, „Lemmy“ und „Exodus“ Sprechchöre hallten. Wem sich hier die Nackenhaare nicht aufstellten, dem war nicht mehr zu helfen. „War Is My Sheperd“, „Bonded By Blood“ und „Strike Of The Beast“ machten den letzten lebenden Fans den endgültigen Garaus. Die Band verteilte noch Pleks, schüttelte Hände und hinterließ glückliche Fans, welche taumelnd in die Nacht entschwanden. Fazit: Exodus = tot, töter, am tötesten (wie mein Senior Chef sagen würde).
Auch ohne Gary Holt, welcher derzeit seinen Verpflichtungen bei Slayer nachkommt, sind EXODUS live eine Bank. Nach mehr als 30 (!) Jahren haben Sie nichts von ihrem Biss verloren. Wir sind gespannt auf die nächsten dreißig Jahre, auch wenn wir dann im AOK-Chopper zum Konzert rollen und die Band das Altersheim zerlegt.
Text+Fotos: Sandra Baumgartl