Am 8. Dezember 2023 verkündeten SEPULTURA das Ende ihrer Laufbahn, natürlich nicht ohne eine ausgedehnte Abschiedstournee zu präsentieren. Und diese führte die Brasilianer auch in mehrere Städte nach Deutschland und Osteuropa.
Die osteuropäischen Fans lassen es bei Konzerten richtig krachen und so stand für mich fest, dass ich zu den Shows in Offenbach, Luxemburg und Leipzig auch nach Budapest, Katowice und zu den letzten beiden Shows nach Prag fahren musste.
Die Vorfreude war riesig und doch machte sich schon bei der ersten Show in Offenbach Wehmut breit. Sollte dies wirklich das Ende sein? Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken und SEPULTURA einfach nur abfeiern.
Als Support machten JESUS PIECE, OBITUARY und JINJER den Fans Feuer unterm Hintern, wobei die meisten oldschool Metaller recht wenig mit JESUS PIECE und JINJER anzufangen wussten. Dafür ging bei OBITUARY bei jeder Show mächtig die Post ab.
Das Kribbeln im Magen setzte bei den eingefleischten Fans bereits bei Black Sabbath’s „War Pigs“ ein und beim anschließenden „Policia“ stieg die Spannung ins Unermessliche. Nach kurzen Einspielern aus allen Alben erschienen unter riesigem Jubel der Fans, SEPULTURA auf der Bühne und fegten mit „Refuse/Resist“, dem wuchtigen „Territory“ und „Slave New World“ wie ein Orkan durch die Offenbacher Stadthalle.
„Phantom Self“, „Attitude“ und „Means To An And” ließen den Schädelschwingern keine Verschnaufpause und bei “Kairos” wurde gebangt und im Moshpit getobt, als gäbe es kein Morgen.
„Guardians Of Earth“ drosselte kurzzeitig das Tempo, bevor es mit „Choke“ und „False“ wieder tierisch auf die Zwölf gab. SEPULTURA legten eine unglaubliche Spielfreude an den Tag, und die Begeisterung der Metalheads kannte keine Grenzen mehr.
Nach dem Klassiker „Escape To The Void“ wurden zusätzliche Trommeln auf die Bühne gestellt und Mastermind Andreas Kisser erklärte, dass sie zur Feier der Tour Freunde, Bandmitglieder und Fans zum Tribal Jam „Kaiowas“ auf die Bühne einladen.
Und dann stand ich plötzlich mit zwei Drumsticks neben der Bühne, mit wackeligen Knien und vor Aufregung einem flauen Gefühl im Magen und fieberte meinem Auftritt entgegen. Dieses Gefühl, gemeinsam mit der Lieblingsband auf einer Bühne zu stehen und vor tausenden begeisterten Metalheads einen Song zu spielen, war einfach unbeschreiblich.
Vollgepumpt mit Adrenalin stürzte ich mich ins letzte Drittel der Show mit „Dead Embryonic Cells“, dem epischen „Agony Of Defeat“, dem Motörhead Cover „Orgasmatron“ und „Troops Of Doom.“
Derricks Aufforderung „When I Say Inner You Say Self“ wurde aus tausenden Kehlen beantwortet und „Arise“ verwandelte anschließend die Stadthalle in einen Hexenkessel.
Auch wenn die Band sich schon verabschiedete, war die Show noch nicht zu Ende, denn mindestens ein Brecher fehlte noch. Die Lautstärke in der Halle war ohrenbetäubend, als SEPULTURA noch einmal die Bühne enterten.
Neuzugang Greyson Nekrutman läutete mit einem kleinen aber feinen Drumsolo die beiden Zugaben ein, Fans und Band mobilisierten die letzten Kräfte und legten die Stadthalle mit „Ratamahatta“ und „Roots Bloody Roots“ in Schutt und Asche.
In der Rockhal in Luxemburg wurden SEPULTURA ebenso enthusiastisch gefeiert, wie im ausverkauften Haus Auensee in Leipzig. Die Konzerthalle Haus Auensee konnte dabei noch mit einem tollen Ambiente und dem mit Abstand besten Sound auf den von mir besuchten Konzerten punkten. Kein Wunder, zählt die Halle doch mit zu den schönsten Konzerthäusern Europas.
Wie es bei unseren osteuropäischen Nachbarn in Budapest, Katowice und Prag war, lest ihr im zweiten Teil meiner Tourstory.
Text+Fotos: Sandra Baumgartl