KREATOR – Live 2014
Montag, 08.12.2014 Hamburg, Docks
Support: Arch Enemy, Sodom, Vader
Mit KREATOR, ARCH ENEMY, SODOM und VADER zogen die vier Reiter der Apokalypse über Europa und hinterließen auch in Hamburg Tod und Verwüstung – genau das richtige Kontrastprogramm zu dem lieblichen Weihnachtsmarkt, der sich vor dem Docks ausgebreitet hatte und am 8. Dezember von über tausend Metalheads geflutet wurde.
Den fatalen Abend eröffneten die dunklen Lords von VADER, die nicht lang fackelten, bevor die das Publikum in den Würgegriff nahmen. Obwohl der Abend unter dem Zeichen des Thrashs stand, wurde die polnische Death Machine mit chronischen Anfeuerungsrufen gefeiert und machte mit ‚Helleluyah!!!‘ ein für allemal klar: „God Is Dead!“. Zu der roten Lichtshow hätte zwar gut das ein oder andere Pyrospielchen gepasst, doch die Band verließ sich komplett auf die Durchschlagkraft ihrer Musik und konnte trotz knappen zwanzig Minuten Spielzeit vollends überzeugen.
Mit dem Star Wars Imperial March (womit auch sonst?) beendeten VADER ihr Set und die ersten Dampfwolken schwebten über der schweißtriefenden Menschenmenge, die aber nun erst recht Blut geleckt hatte und mit lauten Rufen SODOM forderte.
Die ließen sich natürlich nicht lang bitten und bretterten mit einer erstaunlich langen Setlist los, die erste Crowdsurfer forderte und das Docks mächtig ins Kesseln brachte. Nach so vielen Alben alle Songs zu spielen, die Fans sich wünschen, war Tom Angelripper natürlich nicht möglich, doch mit einem Wahnsinnsspeed bretterten die Thrashgiganten dennoch durch ihr Set, machten zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass sie alt werden und ließen keine Achselhöhle trocken.
Nach diesem Spektakel der rohen Gewalt wurde es Zeit für die filigranen Fingerflitzer und blauhaarige Biester – ARCH ENEMY feuerten mit ‚War Eternal‘ drauf los und rissen den (leider recht zahlreich vertretenen) „Was suchen junge Mädels im Extreme Metal“-Lästerern die Zungen heraus. Obwohl Frontfurie Alissa White-Gluz bereits im Frühling bewiesen hatte, dass sie den Fußstapfen ihrer Vorgängerin Angela Gossow gewachsen ist, waren bei älteren Songs wie ‚Ravenous‘ oder ‚Bloodstained Cross‘ damals noch kleine Defizite zu hören – mittlerweile kann man ihr das nicht mehr vorwerfen, sodass die Band problemlos schaffte, ihre neuen und alten Hits zu einer genial fiesen Setlist zu verstricken. Auch Ex-Nevermore Gitarrist Jeff Loomis, der spontan als Ersatz für Schredderer Nick Cordle einsprang, fügte sich in die Erzfeindtruppe ein, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
Mit einem ausgedehnten, gitarrenlastigen Ende von ‚Nemesis‘ verabschiedete sich die internationale Crew und folterte ihre Saiten noch ein letztes Mal, bevor sie die Bühne räumten.
Zugegeben, nach der perfiden Perfektion von ARCH ENEMY noch eins draufzusetzen, war keine leichte Aufgabe, doch die Herren der Schöpfung von KREATOR hatten kleine Hilfsmittel in der Tasche, um die Bühnenshow im Docks noch einmal auf eine ganz andere Ebene zu lüpfen. Mit Videoleinwänden, Pyroeffekten und einer bunten Lichtshow fiel es Mille Petrozza deshalb nicht schwer, das Publikum zu beeindrucken.
Mit dem beklemmend ironischen Oldie-Intro ‚In The Year 2525‘ läuteten KREATOR ihr Set ein und lieferten mit 16 Songs eine so ausgedehnte Darbietung, die wohl die wenigsten Fans nach 3 namhaften Vorbands noch erwartet hatten. Doch das Publikum ließ sich keine Müdigkeit anmerken, jagte durch Moshpits und flog regelrecht durch die Gegend, ob jung oder alt, KREATOR gelang es, alle Generationen gleichermaßen durchdrehen zu lassen. Besonders bei dem Iron Maiden Cover ‚Number Of The Beast‘ konnte zwar kaum noch ein Fan atmen, mitgrölen war aber kein Problem. Was letztendlich zurückblieb, war ein Schlachtfeld. Blaue Flecken, Tinnitus und vielleicht sogar die ein oder andere blutige Nase – aber genau so soll es vor Weihnachten ja auch sein.
Text: Anne Catherine Swallow